Wer
"Bahnhof
Ostkreuz" in eine Suchmaschine eingibt, der wird sicherlich eine
Vielzahl von Treffern landen. Es gibt eine Unzahl von Zeitungsartikeln,
Bücher zu diesem Bahnhof. Was ist an diesem Bahnhof so
interessant, dass er immer wieder in den Medien zu finden ist?
Nun,
er ist wohl
der größte S-Bahnhof in Deutschland, mit den meisten Linien,
Linienführungen und Bahnsteigkanten. Diese befinden sich in
zwei
Ebenen, insgesamt sieben Bahnsteiggleise hat dieser Bahnhof im Jahre
2006. In früheren Jahren waren es zehn. Sie wurden wegen
Baufälligkeit stillgelegt und abgerissen.
Es
mutet wie ein
Wunder an, dass noch nicht der gesamte Bahnhof wegen
Baufälligkeit gesperrt ist. Die Brücken sind durchweg
Langsamfahrstellen – eine Treppenanlage ist wegen
Baufälligkeit
gesperrt, auf Bahnsteig F ist ein Teil des Bahnsteiges
eingezäunt – wegen Baufälligkeit.
Schon
zu
DDR-Zeiten war eine Grunderneuerung geplant, Modelle waren gefertigt
worden – der Baubeginn aber immer weiter nach hinten verlegt. Die DDR
gibt es nicht mehr, das Ostkreuz – es steht immer noch. Manche sagen,
es
steht nur noch aus Gewohnheit, das Rostkreuz. Auch
im Jahre
2006 hat die DB nur mit bauvorbereitenden Arbeiten begonnen, obwohl die
Fernbahn im Verlauf der Ringbahn bereits
seit 2004 gesperrt
ist.
So
ist auf
diesem Bahnhof die Zeit scheinbar stehengeblieben. Investitionen werden
nicht getätigt, manches Schild weist noch auf eine
längst stillgelegte Straßenbahn hin, die SED-PDS fordert
einen Umtauschkurs 1:1...
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Auf
zwei Ebenen wird
im Bahnhof Ostkreuz der Betrieb abgewickelt. Die obere Ebene bildet
zudem ein Gleisdreieick, welches nur im Bereich der Einmündung
in
den Südring niveaufrei ausgeführt ist.
Im September 1994 fährt aus Richtung Lichtenberg ein Zug der
BR
476 ein, während oben ein 475 auf Abfahrt in Richtung
Spindlersfeld wartet. Der noch weiß lackierte 875 rechts im
Bild
ist ein ehemaliger Steuerwagen, dessen Führerstand mit Blechen
verkleidet wurde.
Das Gleis links führt von Lichtenberg zu den
Abstellmöglichkeiten am Wriezener Bahnhof.
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Bis
zur
Stillegung der meisten Gleisanlagen am Wriezener Bahnhof wurden
zahlreiche Personenzüge vom Bahnhof Lichtenberg – dem in der DDR
wichtigsten Berliner Fernbahnhof – zu den dortigen Abstellanlagen
überführt.
Hier ist 132 512 mit einem solchen Leerpark vor Ostkreuz unterwegs. Die
einzigen Fernzüge, die heute diese Verbindung noch nutzen,
sind Nachtzüge, welche am Bf Warschauer Straße gewartet
werden. |
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Nach der
Wiederdurchbindung der S-Bahn im Bahnhof Friedrichstraße
kamen
auch die "Stadtbahner" der BVG im Netz der Deutschen Reichsbahn zum
Einsatz.
Während die DR-Lokführer auch im "Westen" ihre
Züge
fuhren, wurden die BVG-Lokführer wie bis 1989 am Lehrter
Stadtbahnhof abgelöst und DR-Lokführer
übernahmen die
Züge. Dieses Verfahren wurde erst einige Zeit später
durch
entsprechende Schulung der BVG-Lokführer
überflüssig.
So fährt hier unverkennbar ein DR-Lokführer mit einem
BVG-Zug
auf der Fahrt nach Strausberg in den Bahnhof Ostkreuz ein. Die
S-Bahnzüge konnten noch einige Jahre nur Ziele des
"Heimnetzes"
schildern, Steckschilder mussten im "Fremdnetz" helfen. |
Bereits
im Mai 1994
wurde der Verkehr von der Stadtbahn zum Nordring eingestellt. Viele
Fahrgäste nutzten inzwischen die schnellere U-Bahn
von
Pankow über den Alex, Potsdamer Platz zur westlichen
Innenstadt.
Die Strecke wurde damals nicht stillgelegt, sondern
für Betriebsfahrten weiterhin betriebsbereit gehalten.
Das Gleis Warschauer Straße – Frankfurter
Allee wurde vor einigen Jahren
wegen Baufälligkeit gesperrt, ehe im Mai 2006 das Gegengleis
folgte.
Hier ist 475 066 im Mai 1994 als S86 auf dem Weg zum "Hauptbahnhof",
besser bekannt als Ostbahnhof. |
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Auf
dem längst
wegen Baufälligkeit gesperrten Gleis Warschauer
Straße – Frankfurter Allee fährt im Februar 1995 ein 476
nach
Blankenburg
ein.
Die Gleisverbindung wurde gerne
für Umleitungen bei Streckensperrungen genutzt, so
dass sich
dennoch hin und wieder ein S-Bahnzug mit Fahrgästen auf die
Strecke verirrte. Die
Gegenrichtung zur Warschauer Straße wurde am 27. Mai 2006 letztmals befahren, die
Nordkurve im August 2006 teilweise abgebaut.
Links mündet die Verbindung vom Südring ein, die hier
niveaugleich die Gleise vom/zum Nordring kreuzt. Links und rechts der
Außengleise befanden sich bis in die 70er Jahre die
längst
stillgelegten Bahnsteige B und C.
Im Hintergrund zu sehen das Reiterstellwerk an der
Modersohnbrücke,
zu diesem
Zeitpunkt bereits das älteste Berliner Stellwerk. Es musste
dennoch dem Ausbau der Ferngleise für den ICE-Verkehr weichen. |
Noch
bis Ende der
1990er Jahre war die Aufsichtsbude auf dem Bahnsteig A mit einer
Aufsicht besetzt, die eine Zuggruppe zum Bahnhof Warschauer
Straße
abzufertigen hatte. Nur selten kamen noch Züge zum Nordring
zur
Abfertigung hinzu, wie hier im Februar 1995.
Inzwischen wird der Bahnsteig fernabgefertigt – die Fenster der
Aufsichtsbude sind mit Brettern vernagelt. Auf dem Bahnsteig der
Nordringseite wächst ungehindert das Gras. |
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Aus
Richtung
Treptower Park kommt im September 1991 ein 277 gefahren, welcher als
Linie S6 nach Charlottenburg fahren wird. Das rechte
Führerstandsfenster ist mit Schildern fast komplett
zugehängt.
Links im Bild ist am Pfeiler des Bahnsteigdaches ein Warnschild zu
sehen, welches bereits jahrzehntealt ist und den aus- und einsteigenden
Reisenden auf eine große Lücke zwischen Bahnsteig
und Zug
hinweist. |
Knackiges
Fotowetter
herrschte im Mai 2002, als dieser 477-Vollzug auf der S9 – der letzten
verbliebenen Linie über die Südringkurve – in
Richtung
Flughafen Schönefeld fährt.
Die Brücken haben inzwischen weit mehr Rost als Farbe
angesetzt,
der 477 durchfährt die Brückenkonstruktion in
respektvoller
Langsamkeit.
Die Fußgängerbrücke, von der dies Foto entstand, musste
inzwischen wegen Baufälligkeit gesperrt werden. |
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Im
August 1991 trafen
sich im Bahnhof Ostkreuz ein BVG-Zug der Baureihe 275 auf der Fahrt
nach Strausberg, während rechts ein 277 zur Fahrt nach
Friedrichstraße abfahrbereit steht.
Die über den Zügen sichtbare
Bahnsteigüberführung
verband einst die Zugangsgebäude an Nord- und
Südseite mit
dem großen Bahnhofsgebäude auf Bahnsteig A, welches
im Krieg
zerstört wurde. Die Überführung
über die Fernbahn
wurde nach dem Krieg nur mit einer Blechträgerbrücke
vereinfacht wieder hergestellt – die Einhausung der Bahnsteigtreppe zum
Bahnsteig F fehlt seither. |
Rege
Betriebsamkeit
herrscht im Mai 2002, als sich hier ein 477 nach Ostbahnhof, ein 481
nach Ahrensfelde und ein 480 nach Charlottenburg begegnen.
Die zahlreich umsteigenden Reisenden zeigen, dass der
Bahnsteig A
trotz seiner abseitigen Lage noch immer zum Umsteigen genutzt wird.
Nach dem Umbau von Ostkreuz sollen die Züge von und nach
dem
Südring den Bf Ostkreuz ohne Halt durchfahren.
Trotz aller Baufälligkeit ist der Bahnhof Ostkreuz einer der
wichtigsten Bahnhöfe und nur die Komplexität der
Baumaßnahmen rechtfertigt in geringem Maße den
Zustand der
Verkehrsanlagen bei einem Bahnhof mit dieser Bedeutung. Allein die
Einnahmen von DB Station & Service für diesen Bahnhof
müssten für eine Instandhaltung des Bahnhofes in
sicherem und
attraktiveren Zustand reichen.
Die Bahnfreunde haben ungeachtet dessen einen Bahnhof,
dessen Flair von kaum einer anderen vergleichbaren Verkehrsstation
erreicht wird. |
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Ziemliche
Gegensätze trafen im Januar 1994 aufeinander, als im Bahnhof
Ostkreuz der neue 480 557 und der esT 3662 zusammentrafen.
Die Deutsche Reichbahn hatte noch vor der politischen Wende 1989 den
Aufbau eines Traditionszuges aus drei Viertelzügen
beschlossen,
der 1990 fertiggestellt werden konnte. Der esT 3662 entstand aus
dem 275 815 und wurde äußerlich in den
Anlieferungszustand versetzt.
Hier trifft der Zug auf einen der letzten von der Deutschen Reichsbahn
beschafften S-Bahnzüge, den 480 557. Die zweite Serie der
Baureihe
480 wurde nicht mehr von der absehbar aus dem Betrieb der S-Bahn
ausscheidenden BVG
beschafft, sondern durch Deutsche Reichsbahn. |
Der
ES 165 231
gehört zum 1990 aufgebauten Traditionspark.
Hier befährt der Traditionszug die Ringbahn – dessen Ferngleise
zur
Bauvorbereitung des Bahnhofumbaues inzwíschen stillgelegt
sind
und einer grünen Wiese gleichen.
Der Wasserturm des Bahnhof Ostkreuz steht weithin sichtbar direkt an
den Gleisanlagen und unter Denkmalschutz.
Inzwischen mussten im S-Bahnbereich die
Brückenüberbauten
teilweise provisorisch instandgesetzt werden, um die
fahrplanerschwerende Langsamfahrstelle dort aufheben zu
können. |
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In
der
Abenddämmerung Ende September 2004 ist dieser 485 auf der
Ringbahn
unterwegs, als er in den Bahnhof Ostkreuz einfährt.
Im Kehrgleis steht ein als Materialzug dienender Halbzug der BR 477 –
inwischen als 478 821/822 bezeichnet – um in nächtlicher
Betriebspause Baumaterial zustellen zu können.
Rechts im Bild ist die Unterführung der Ringbahngleise in
Richtung
Treptower Park zu sehen, die von den Gleisen von und zur Stadtbahn
überquert werden.
Die Kehranlage ist eine der letzten Gleisanlagen, welche noch
über
die alte Stromschienenbauform mit Weicheisenstromschiene und
Hartfaserabdeckung verfügt. |
Vom
Ringbahnsteig F
lässt sich hervorragend eine Übersicht über
die
Bahnhofsanlagen des Bahnhof Ostkreuz erhalten.
Im Hintergrund, wo in Bildmitte die hohen Bäume wachsen, stand
bis
Kriegsende auf dem Bahnsteig A das erwähnte große
Bahnhofsgebäude. Rechts im Bild die Ferngleise zum Wriezener
Bahnhof.
Ein 475 fährt auf Bahnsteig D nach Wannsee aus.
Es bleibt zu hoffen, dass nach Abschluß der
Umbauarbeiten
die Fahrgäste eine moderne Verkehrsanlage vorfinden – welche
bei
einem Vergleich dieses Fotos mit dem künftigen Zustand die
Anlage
ein Stück weit wieder erkennen lässt. |
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Der
letzte Zug in der Ostkreuz-Nordkurve fuhr am 27. Mai 2006. Gegen 19.30
Uhr war
der Traditionszug aus drei Vierteln der Stadtbahnbauart als
letzte Fahrgastfahrt über die Kurve gefahren.
Das Museumsviertel esT 2303/5447 wurde zu einem späteren Zeitpunkt
überführt – es war am Nordbahnhof zunächst schadhaft
stehen geblieben.
So kam dem Viertel die Ehre zu, der absolut letzte S-Bahnzug in der
Nordkurve gewesen zu sein.
Die Vegation zeigt inzwischen deutlich, dass hier 12 Jahre kein
planmäßiger Linienbetrieb mehr abgewickelt wurde.
Im August 2006 wurde die Nordkurve teilweise abgebaut.
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