Am
Wochenende 1. und 2.
Oktober 2005 feierte die Strausberger Eisenbahn letztmals ihr
"Großes
Strausberger Eisenbahnfest". Die Strausberger Eisenbahn ist keine
Eisenbahn im klassischen Sinne – vielmehr eine Straßenbahn, auf
der bis Ende 2005 auch Eisenbahnfahrzeuge
verkehren konnten. Bis zur politischen Wende 1989 bzw. der
Währungsunion 1990 spielte der Güterverkehr auf der
Strausberger Eisenbahn eine gewichtige Rolle. Heute ist vom
Güterverkehr nichts mehr übrig, die
Industriegelände sind entweder verödet, auf der Straße
erschlossen oder werden für Siedlungsbau genutzt.
Entsprechend wurde die Güterstrecke der Strausberger Eisenbahn
endgültig stillgelegt und der Anschluss an das DB-Netz in
Strausberg zum Jahresende 2005 gekündigt. Der Anschluss wurde
Anfang 2006 gekappt und an
der
Haltestelle Vorstadt bis
auf das genutzte Bahnsteiggleis alle Gleise gesperrt. Die
Güterstrecke selbst wurde Mitte August 2006 durch Heraustrennen
eines Gleisjoches unbefahrbar gemacht – an dieser Stelle wurde
eine Straße ohne Gleisquerung angelegt. Eisenbahnfahrzeuge sind
nicht mehr im Bestand der Strausberger
Eisenbahn und können sie nicht mehr auf dem Schienenweg
erreichen.
Das Strausberger Eisenbahnfest am 1./2. Oktober 2005 ermöglichte
letztmals einen umfassenden Betrieb mit Eisenbahnfahrzeugen
und Straßenbahnfahrzeugen, wobei alles rollende Material auch zum
Einsatz kam. Letztlich war das Eisenbahnfest ein Schmankerl, wie so
etwas
nur noch höchst selten anzutreffen ist. Eisenbahnbetrieb für
den Puristen. Ganz nebenher wurde auch noch im 40-Minutenbetrieb der
Regelbetrieb der Straßenbahn abgewickelt.

|
Auf
der Straßenkreuzung an der Hegermühle,
welche zugleich als Zufahrt zum Handelscentrum dient, kam es am ersten
Oktoberwochenende regelmäßig zu Begegnungen zwischen
Straßenbahn und Eisenbahn.
Links im Bild ist der Zug 279 006/005/004 der Buckower Kleinbahn –
einer
seit 2003 nach BOStrab betriebenen (Museums-) Kleinbahn östlich
Berlins. Da beide Betriebe mit 600V betrieben werden, war ein Einsatz
hier problemlos möglich.
Der KT8 23 ist eine Straßenbahn, die eine Eisenbahn sein
möchte – während der Zug links eine Eisenbahn ist, die eine
Straßenbahn sein möchte.
Verkehrte Welt in Strausberg...
|
Auf
dem Gelande
des Handelscentrums fand am 1./2. Oktober nochmals eine
Fahrzeugausstellung statt. Das Ausstellungsgleis musste extra
dafür hergerichtet werden, da die Gleise teilweise
überbetoniert waren und als Parkplätze dienten.
Die Weiche im
Bereich der Lok 14 musste komplett wieder freigemeißelt
werden. Der Abzweig dieser Weiche ist bereits ohne Fortsatz.
Neben Lok 14 der Strausberger Eisenbahn ist eine Kö der Buckower
Kleinbahnfreunde zu sehen sowie die 52 8177 der Dampflokfreunde Berlin,
welche auf der Güterstrecke bis zum Depot am alten Kleinbahnhof
Führerstandsmitfahrten machte. |

|
 |
Nachdem
Triebwagen 16 der Strausberger Eisenbahn – 1940
aus Mettmann nach Strausberg gekommen – am 1. Oktober 2005
Nostalgiefahrten auf der Straßenbahnstrecke machte, wurde der
Wagen am
2. Oktober 2005 am Handelscentrum ausgestellt.
Hier rangiert er mit Funkenabriss auf das
Ausstellgleis. Im Hintergrund steht die MEG-Lok 84 (ex-DB 345
072), 52 8177 verrät sich durch eine Dampffahne.
Der Triebwagen 16 musste am 31. Oktober 2005 mit Ablauf der
Betriebserlaubnis
abgestellt werden. Der Zustand des Wagens lässt
befürchten, dass eine aufwendige Instandsetzung
erforderlich sein wird. Bleibt zu hoffen, dass der Wagen bald
wieder auf Strausbergs Schienen zu sehen sein wird!
|
Der
T6C5 30 ist ein interessanter Einzelgänger. Der Triebwagen wurde
1998 von CKD als Prototyp nach New Orleans geliefert. Ein Serienbau
fand nicht statt, CKD ging in die Insolvenz. Der Triebwagen kam 2001
nach Deutschland – wo er in das Eigentum der Firma Siemens kam. Diese
verkaufte den Triebwagen 2003 nach Strausberg, wo er nach einigen
Adaptionen den Betrieb mit den Rekowagen endgültig beendete.
Am Wochenende 1./2. Oktober 2005 wurde er aufgrund des
Besucherandranges nicht im Regelbetrieb eingesetzt, sondern am
Handelscentrum ausgestellt. Im Hintergrund kehrt der 279-Verband mit
der MEG 84 aus Vorstadt zurück, während der KT8 auf Ausfahrt
nach Vorstadt wartet.
|

|

|
Der
279 004/005/006 befuhr die Strecke nach Vorstadt im
40-Minutenabstand im Wechsel mit dem KT8-Planzug.
Der Triebwagen ist der 279 005 – die Steuerwagen haben bei der Buckower
Kleinbahn
gerade Nummern, die Triebwagen ungerade
Nummern.
Die Triebwagen können elektrisch bremsen, die dazu
nötigen Widerstände sind auf den Steuerwagen montiert. Wird
ein
Triebwagen alleine betrieben, muss mit der Knorr-Luftbremse
gebremst werden.
Hier setzt der Zugverband 279 004/005/006 zu einer Fahrt nach Vorstadt
ein.
|
Im
Planbetrieb der Strausberger Eisenbahn kam an diesem Wochenende
hauptsächlich der KT8 23 zum Einsatz.
Die Strausberger Eisenbahn verfügt über drei Fahrzeuge des
Typs KT8-D5. Die zwischen 1989 und 1990 bei CKD in Prag gebauten
Fahrzeuge wurden zunächst nach Kosice geliefert und kamen 1995
nach Strausberg. Mit ihnen konnte der
Dreiwageneinsatz mit Rekozügen bis auf den Spät- und
Wochenendverkehr beendet werden.
Hier wartet der KT8 23 am 1. Oktober 2005 vor dem Bahnübergang
Hegermühle auf Freigabe. Durch den Rangierbetrieb zum
Handelscentrum war die selbsttätige Sicherungsanlage zeitweise
überfordert, die Fahrer mussten oft manuell die Freigabe
anfordern. |
 |

|
Am
2. Oktober 2005 kam der letzte noch
betriebsfähige Rekowagen in Strausberg, der Triebwagen 05,
zwischen Hegermühle und Lustgarten im 40-Minutenbetrieb zum
Einsatz. Bis zum Sommer 2003 kamen einzelne Rekowagen noch im
Spät- und Wochenendverkehr zum Einsatz. Der T6A5 30 löste die
Wagen endgültig ab – eingehend mit einer Taktdünnung
von 20 auf 40 Minuten, um mit einem Zug auskommen zu können.
Bis 2004 war noch ein Dreiwagenzug aus zwei Triebwagen und einem
Beiwagen betriebsbereit.
Hier verlässt der Triebwagen 05 die Haltestelle
Hegermühle nach Lustgarten.
|
Auf
dieser
Aufnahme hat der Triebwagen 05 soeben die Haltestelle Lustgarten
verlassen und macht sich auf den Weg nach Hegermühle.
Die Zielschilder sind in Strausberg fest, so dass der Triebwagen
fälschlicherweise "S-Bahnhof" anzeigt. Diesen kann er heute nicht
anfahren, da der Buckower Triebwagen in gleicher Trassenlage
verkehrt. Derweilen steht der Triebwagen in Hegermühle
abgestellt.
Links am hellen Gebäude abzweigend ging es bis 1970
zum Landesjugendheim weiter.
|

|

|
Ein
Highlight war die durchgehende Fahrt
eines provisorisch
zum NEB-Triebwagen umgeklebten Veolia-Triebwagens
der NordOstseeBahn. Die NEB übernahm im Dezember 2005
den Betrieb auf der Heidekrautbahn. Veolia übernimmt zudem im
Dezember den Betrieb auf der Ostbahn von Berlin nach
Küstrin/Kietz, eine Fahrt nach Strausberg ist dann nicht mehr
möglich.
Für Veolia eine ideale Gelegenheit, sich zu präsentieren. Der
aus
Berlin-Lichtenberg
kommende Zug war entsprechend mit Reisenden gut gefüllt.
Für den VT 724 war dies die einzige Fahrt nach
Strausberg zum Handelscentrum.
|
Am
1. Oktober
2005 pendelte der Triebwagen 16 zwischen Lustgarten und Hegermühle
im 40-Minutenbetrieb. Der Fahrpreis betrug 1€ –
günstiger als der Regeltarif der Strausberger Eisenbahn, welche in
Strausberg zusätzlich zum VBB-Tarif einen Haustarif betreibt.
Hier fährt der Triebwagen 16 in der Haltestelle
Elisabethstraße ein.
|
 |

|
Die
Lok 14 der Strausberger Eisenbahn – jetzt leihweise
bei der Buckower Kleinbahn – unternahm in loser Folge
einzelne Pendelfahrten mit der Garnitur der Buckower Kleinbahn. In
Richtung Hegermühle übernahm die Lok die alleinige
Traktion, was am Heulen der Tatzlagermotore deutlich zu
vernehmen
war.
Das zeitweise leicht trübe Wetter hielt nicht vom
fotografieren dieser in Strausberg einmaligen Fuhre ab. Hier
passiert die Garnitur die Haltestelle Landhaus
|
Hier
fährt
die Lok 14 mit der 279-Garnitur aus Vorstadt kommend am
Handelscentrum ein. Rechts kommt der KT8-Triebwagen 23. Am
reflektierenden Lichtschein am 279 005 ist das erforderliche rasche
Umsetzen des Rekowagens 05 zu erahnen.
Der Pendelwagen nach Lustgarten musste sich immer "verstecken", da
weder in Hegermühle oder Lustgarten für ihn ein Wartegleis
vorhanden war.
|

|

|
Die
aus 279 006/005/004 gebildete Buckower Kleinbahn
hat die Haltestelle "Vorstadt" verlassen und macht sich auf
den Weg zur Hegermühle.
Während die Sandpiste im Vordergrund die örtlichen
Mietshäuser anschließt, sind links hinter den Bäumen
Einfamilienhäuser angelegt. Pfeifen und Läuten tut
hier nur noch die Kleinbahn, die Straßenbahn rollt leise zur
nächsten Station.
|
An
der
Haltestelle Vorstadt, dem Anschluss zur Berliner S-Bahn, steht 279
006/005/004 zur Abfahrt nach Hegermühle bereit.
Die Gleise rechts hinter dem Triebwagen sind zwar noch mit Fahrdraht
überspannt, doch ist im Bereich der Einfahrweiche das
Herzstück entfernt, so dass diese Gleise nicht mehr befahrbar
sind.
|

|
Weiterführende
Galerien der Bahnfotokiste
Externe
Links
|
|
|