Die
insgesamt rund 740 Kilometer lange Ostbahn wurde im Abschnitt
östlich Berlins von Gusow aus am 1. Oktober 1867 als letzter
Abschnitt der Ostbahn eröffnet und führt auf
nahezu geradem Weg von Berlin aus gen Osten. Von den 740 Kilometern
liegen heute auf deutschem Staatsgebiet gerade noch etwas über 80
Kilometer. Die Ostbahn
war einst die wichtigste Bahnverbindung zwischen dem
Deutschen Reich und Ostpreußen bzw. Königsberg – dem Ziel
der
Bahnlinie.
Die einst bedeutende
Ostbahn ist heute auf weiten Strecken in
Deutschland, Polen und Russland eine teils eingleisige
Bahn – und nur im Grenzbereich zu Litauen hat die einstige Ostbahn noch
eine bedeutende Verkehrsaufgabe. Seit Januar 1945 ist die Glanzzeit mit
ihren hochwertigen Schnellzügen vorbei, zu diesem Zeitpunkt wurde
der durchgehende Fernverkehr auf der Ostbahn aufgrund der Entwicklungen
des 2. Weltkrieges eingestellt. Heute verkehrt auf der
Ostbahn auf deutscher Seite nur noch ein stündlicher
Regionalverkehr – ab Dezember 2006
von Connex, bzw. neu Veolia, betrieben. Ein spärlicher
Güterverkehr mit Polen bringt täglich ein bis zwei
Güterzugpaare auf die Ostbahn.
Beim Bau der Ostbahn
wurde auf möglichst geradlinige Führung
gen Osten geachtet, so dass die Ostbahn in Brandenburg praktisch
keine Orte durchfährt. Strausberg oder Müncheberg sind zwei
Beispiele für Ortschaften, deren Kern weitab der Bahnlinie liegt.
Auch heute hat sich an dieser ungünstigen Lage nichts
geändert, ein bedeutender Berufsverkehr in Richtung Berlin findet
daher heute nicht mehr statt.
Zahlreiche Orte
bemühten sich im Zuge der Planung der Ostbahn vergebens
um den Bahnanschluss –
Buckow, Herzfelde, Altlandsberg und Rüdersdorf sind Orte, die nach
dem
Nichtanschluss
eigene Bahnlinien zum Anschluss an die Staatsbahn
errichteten. In Strausberg wurde zur innerörtlichen
Erschließung eine Kleinbahn vom Ortszentrum zum Staatsbahnhof
gebaut.
Während die
Strecke Fredersdorf – Rüdersdorf heute nur im
Güterverkehr betrieben wird und die Strecke Hoppegarten -
Altlandsberg längst abgebaut ist, wird in Strausberg auf der
einstigen
Kleinbahnstrecke ein moderner, elektrischer Straßenbahnverkehr
angeboten. Der Güterverkehr brach nach der Wende auf der
Strausberger Eisenbahn zusammen und
wurde inzwischen endgültig eingestellt.
Die Strecke Buckow –
Müncheberg wurde am 26. Juli 1897 zunächst als
dampfbetriebene 750mm-Schmalspurbahn erbaut, aber bereits Mitte der
1920er Jahre hatte die Bahn derart deutlich ihre Kapazitätsgrenzen
erreicht, dass ein Ausbau unumgänglich wurde. Die Bahn wurde in
diesem Zuge regelspurig ausgebaut und mit 800V-Gleichspannung
elektrifiziert. Am 15. Mai 1930 wurde die
nun elektrische Kleinbahn eröffnet.
Die Strecke
Buckow
– Müncheberg machte es der Ostbahn nach – sie erreicht
weder in Müncheberg, Waldsieversdorf
oder in
Buckow die Ortskerne. Im Zuge der fortschreitenden
Individualmotorisierung – speziell nach der politischen Wende
1989 –
verlor die Kleinbahn ihr Fahrgastaufkommen fast vollständig. Im
September 1997 wurde der seit 1995 nur noch saisonale Betrieb zwischen
Buckow und
Müncheberg eingestellt, nachdem bereits im Mai 1993 der
elektrische Betrieb aufgrund einer Umstellung in der Landesversorgung
aufgegeben wurde. Ein scheinbar letztes Gnadenbrot erhielt die
Strecke im Sommer 1998, als an Sommerwochenenden und
Feiertagen
nochmals ein Verkehr – sogar durchgängig nach
Berlin-Lichtenberg –
angeboten wurde. Letztmals bot die Deutsche Bahn AG am 20. Juni 1999
einen Pendelverkehr mit LVT auf der Bahn an, ehe die Strecke
endgültig stillgelegt wurde.
Noch im gleichen Jahr
bekamen die Bemühungen, die stillgelegte
Kleinbahn als Museumsbahn wieder in Betrieb zu nehmen, eine
Dynamik, nachdem die anliegenden Orte hinter dem Projekt standen und
stehen. Mit
Erfolg: Am 14. September 2002 nahm die Buckower Kleinbahn ihren
Betrieb wieder – elektrisch – auf. Auch heute muss an
der Strecke weiter intensiv gearbeitet werden, die Streckensanierung
erreichte 1990 nur noch den Hp Waldsieversdorf – entsprechend
sanierungsbedürftig sind die Gleisanlagen zwischen Waldsieversdorf
und Buckow.
Auf meinen zahlreichen
Touren nach Berlin und Umgebung reizte mich
die kurz vor der polnischen Grenze liegende Strecke Buckow –
Müncheberg aufgrund ihres eigentümlichen Betriebes. 1949
wurde die Kleinbahn von der Deutschen Reichsbahn übernommen, der
Wagenpark wurde Anfang der 1980er Jahre im Raw Schöneweide
"rekonstruiert", d.h. faktisch durch Neubauten aus dem Raw ersetzt.
Bei dieser
Rekonstruktion kamen standartisierte Bauteile aus
dem
Werk
zum Einsatz, welches damals u.a. die Berliner S-Bahnzüge und
Berliner
Straßenbahnen instandhielt. Der Wagenkasten erhielt mechanische
Komponenten entprechend der Berliner S-Bahn, während die
elektrische
Ausstattung teilweise nach Straßenbahnstandard eingebaut
wurde. In diesem Zusammenhang wurde die Spannung der Buckower Kleinbahn
von 800V auf 600V reduziert.
Organisatorisch war die
Kleinbahn seit Ende 1950 der Berliner S-Bahn
zugeschlagen – die Fahrzeuge gehörten zum SBw Friedrichsfelde, TES
Buckow. Bis zum Sommer 1990 wurde mit dem 279 001/002 auch der letzte
Zug der drei Zuggarnituren in die damals aktuellen S-Bahnfarben
umlackiert.

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Im
Bf Buckow steht hier im Mai 1991 der ein Jahr zuvor in
Schöneweide umlackierte 279 001/002 zur Fahrt nach Müncheberg
bereit.
Im Hintergrund zu sehen ist das Unterwerk der Buckower Kleinbahn,
welches an den Triebwagenschuppen angegliedert ist.
Die Gleise im Vordergrund spielten für den damaligen Verkehr
bereits keine Rolle mehr, der Güterverkehr auf der Buckower
Kleinbahn
ist seit dem 1. Februar 1965
eingestellt.
Charakteristisch für die Bahn war eine lange Mittagspause von
mehreren Stunden, ehe wieder ein reger Anschlussverkehr zur Ostbahn
aufgenommen wurde.
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Die
Fahrt
nach Müncheberg zur dortigen Kleinbahn war stets zeitaufwendig,
denn ein durchgehender Verkehr von Küstrin nach Berlin fand
seinerzeit nicht statt – es musste stets in Strausberg umgestiegen
werden.
Der Bf Strausberg hatte auch einige Jahre nach der Wende noch ein
herrliches Flair aufzuweisen – ein langgezogener Bahnhof mit vielen
verschiedenen Bauten. Hier steht im Dezember 1991 noch die
Überdachung am Bahnsteigzugang. Kurze Zeit später wurde
dieser
Zugangsbau abgerissen.
Hier verlässt der 475 054 – der erste, kurz zuvor im Raw
Schöneweide hauptuntersuchte BVG-Stadtbahner – den Bf Strausberg
auf der Fahrt nach Strausberg Nord.
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Am
Müncheberger Streckenende der Buckower Kleinbahn besteht Anschluss
an
die
Züge der Ostbahn, welche nach kurzem Fußweg durch einen
Bahnsteigtunnel zu erreichen sind.
Im April 1991 hat sich eine noch erkleckliche Zahl an Fahrgästen
zur
Fahrt in Richtung Buckow eingefunden.
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Im
April
1993 ist die Güterrampe im Bf Müncheberg noch in Betrieb.
Heute ist hier nur noch Gleis 2 für durchfahrende Züge
und Regionalbahnen sowie Gleis 3 für kreuzende Güterzüge
in Betrieb.
Die Güterrampe, hier auf dem Bild mit zu verladenden
W50 der ehemaligen NVA, ist heute verfallen – das Bahnsteiggleis 1
stillgelegt.
202 517 erreicht mit ihrem Nahverkehrszug nach Strausberg den Bf
Müncheberg und unterfährt die markante Müncheberger
Signalbrücke. Im Hintergrund zu erkennen die
Doppeltelegrafenmasten – ein typisches Merkmal der Ostbahn
östlich Strausbergs bis heute.
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Den
Bahnhof Müncheberg – eigentlich eher in der Ortschaft Dahmsdorf
gelegen – verlässt die Buckower Kleinbahn in scharfem Bogen gen
Norden.
Hier im April 1993 ein aus 479.6 und 879.6 gebildeter Zug wenige Meter
hinter dem Bahnhof in der fotogenen Kurve.
Wenige Wochen nach dieser Aufnahme wurde der elektrische Betrieb auf
der Kleinbahn eingestellt. Erst rund neun Jahre später sollte
wieder ein elektrischer Kleinbahnzug diese Strecke befahren.
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Auch
charakteristisch für die gesamte Ostbahn: Große
Empfangsgebäude – welche längst nicht mehr gebraucht
werden.
Hier in Neuenhagen durch den Vorortverkehr gar von jeder Erreichbarkeit
abgeschnitten.
Im März 1992 wartet im eingleisigen Hp Neuenhagen ein BVG-Zug der
Baureihe 475/875 auf die Abfahrt in Richtung Berlin.
Links am Bildrand zu erkennen – das verbliebene Streckengleis der
Ostbahn.
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Im
April 1993 ermöglichte ein vergleichsweise
dichter Takt – abgesehen von
der Zugpause um die Mittagszeit – zahlreiche
Aufnahmen entlang der bereits damals teilweise stark eingewachsenen
Strecke.
Hier fährt zwischen dem Bf Müncheberg und dem Hp
Waldsieversdorf eine Garnitur gen Buckow. Auf dem Schornstein im
Hintergrund nisteten zu diesem Zeitpunkt Störche, welche
kurz vor Durchfahrt des Zuges ihr Nest verlassen hatten.
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Während
man heute von Berlin aus bequem nach Müncheberg in
Triebwagen der BR 628/928 anreisen kann – ab Dezember 2006 mit
Talent-Triebwagen von Veolia – war 1991 die Anreise
dorthin zeitaufwendig und unkomfortabel.
In Berlin war zunächst einer der meist mit Holzsitzen
ausgestatteten Stadtbahner zu besteigen, der den Fahrgast nach
Strausberg brachte. Dort wurde nach mehr oder weniger langer Wartezeit
am Bahnsteig eine mit einer V100 bespannte Bghw-Wagengarnitur
bereitgestellt, welche dann in Richtung Müncheberg aufbrach. Am
Umsteigezwang nach Buckow hat sich bis heute nichts
geändert.
Hier verlässt im Mai 1991 112 287 mit ihrem Bghw-Zug den Bf
Strausberg.
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Wohl
einzigartig an der Buckower Kleinbahn war auch, dass
Telegrafenleitungen parallel zur Fahrleitung betrieben wurden. Heute
sind die Telegrafenleitungen zwar außer Betrieb und meist
durchtrennt – die Masten selbst stehen noch.
Im August 1991 befindet sich 279 005 zusammen mit 279 006 auf dem Weg
nach Müncheberg.
Auf dem Dach der beiden Wagen sind die Sätze für
Anfahr- und Bremswiderstände untergebracht, die
Bremswiderstände sind auf dem Steuerwagen untergebracht.
Wird ein Triebwagen ohne Steuerwagen eingesetzt, kann aufgrund dieser
Anordnung nur mit der Luftbremse gebremst werden.
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Entlang
der Ostbahn sind zahlreiche Bahnübergange vorhanden, welche
früher
einzeln durch Posten gesichert wurden.
Hier passiert im April 1992 ein Stadtbahner der Deutschen Reichsbahn
auf der Fahrt nach Strausberg (S5, Zuggruppe "E" ["Emil"], Umlauf 5)
das ehemalige Postengebäude vom Posten 10, welches durch die
Deutsche Reichsbahn längst durch einen turmartigen
– 2005 abgerissenen –
Neubau ersetzt worden war.
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Im
August 1991 erreicht 279 005 den Hp Waldsieversdorf. Dieser Haltepunkt
mitten im Wald war noch bis 1991 mit einer Fahrkartenverkaufsstelle der
Deutschen Reichsbahn besetzt. Heute ein fast unvorstellbarer Luxus!
Dass es auf der Kleinbahn fraglos gemütlich zuging ist an der
Führerstandsbesetzung deutlich zu erkennen – ein ca.
zweijähriges Mädchen hat einen Platz in erster Reihe,
während Papa mit dem Stamm-Lokführer ein Pläuschen
hält.
Ob das Mädchen – 2006 ca. 18jährig – noch immer
einen Platz in der ersten Reihe von Eisenbahnen anstrebt?
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Die
Wendezeiten der Züge in Richtung Müncheberg waren 1991
großzügig
bemessen, es stand meist ein Zug
in Strausberg abgestellt.
Im Mai 1991 war 118 505 dort im Einsatz und auf einem heute
stillgelegten Nebengleis abgestellt. Der Lokführer hat
sich an einem der damals an jeder Ecke anzutreffenden Imbisse
eingedeckt und ist zu seiner Lok zurückgekehrt, während ein
Vollzug der Baureihe 276 auf dem Weg nach Strausberg Nord ist.
Die heute in Arnstadt hinterstellte 118 505 war bereits
damals
zur Aufnahme in den Traditionsbestand der Reichsbahn
vorgesehen – lief jedoch noch im Plandienst mit. Die als historisch
angebrachte Lackierung hat diese Lok vor 1990 aber nie getragen.
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Der
479.6 aus Buckow hat fast den Bf Müncheberg erreicht und
durchfährt die
große Kurve vor dem Bahnhof.
Die Trassenführung der Buckower Kleinbahn ist weitab der
Straßenführung gelegen, ohne eine entsprechende
Straßenkarte lässt sich die Trasse der Kleinbahn kaum
gezielt anfahren.
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Im
Mai
1991 waren fast alle S-Bahnzüge der Deutschen Reichsbahn noch in
den "Hauptstadtfarben" lackiert – erst kurz zuvor im Oktober 1990
wurden die neu lackierten Züge wieder im altbekannten ocker/rot
lackiert.
Hier erreicht ein Vollzug der Baureihe 276 den Bf Strausberg aus
Strausberg Nord, während eine Lok der Baureihe 112 auf
neue Aufgaben wartet.
Die S-Bahnzüge der jeweils anderen Bahnverwaltung mussten
seinerzeit Ziele im einstigen "Ausland" noch mittels im
Führerstand angebrachten Steckschildern anzeigen – die
Rollbänder wurden erst ab 1992 an die neuen Möglichkeiten
angepasst.
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In
noch karger Landschaft ist hier im März 1992 der 475 126 auf dem
nach
Strausberg.
Dieser Triebwagen war im Anschluss an die Wannseebahnzüge als
Prototyp für spätere Bauarten gefertigt worden und wich in
weiten Bereichen erheblich von den "Stadtbahnern" bzw. "Wannseebahnern"
ab, hier anhand der abweichenden Stirnfront gut zu erkennen.
Ende 1994 schied das Viertel aus dem Betriebsdienst aus und ist seit
1998 – wieder in rot/ocker lackiert – als historisches Viertel
im
betriebsfähigen Traditionsbestand der Berliner S-Bahn.
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Als
Abschlussbild dieser Galerie der Bahnfotokiste noch dieses winterliche
Gelegenheitsbild.
Es
zeigt den 275 551 zusammen mit 112 286 im Bf Strausberg. Die
Aufsichtsbude wird noch mit Kohlen beheizt – neue Kohlen sind gerade
angeliefert worden.
Bevor die Kohlen jedoch an ihren Bestimmungsort gebracht werden,
erhält im Januar 1992 die S5 nach Wannsee den Abfahrauftrag.
Heute ist hier kein Bahnsteigdach mehr vorhanden, einzelne
Wetterunterstände schützen nur sehr bedingt vor Regen und
Wind.
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Weiterführende
Galerien der Bahnfotokiste
Externe
Links
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