Die
Strausberger Eisenbahn ist eine Bahn, welche bis in
die heutigen Tage oft nur denkbar knapp überlebt hat. Durch den
faktischen Status als Straßenbahn mit Güterverkehr
blieb die Bahn 1947 zu Zeiten der Übernahme der Privatbahnen
in der sowjetischen Zone Deutschlands durch die Deutsche Reichsbahn
trotz Konzession als Kleinbahn weiterhin der kommunalen Verwaltung
unterstellt.
Durch diesen Gemeinschaftsbetrieb – welcher formal auch 2005 noch
bestand – ist
diese Bahn wohl einmalig in Deutschland. Die
Grenze zwischen Straßen- und Eisenbahn verschwimmt seit
Anfang der 1990er
Jahre immer mehr. Sei es in Karlsruhe, Kassel,
Saarbrücken oder Nordhausen, überall brechen die
Straßenbahnen zu neuen Ufern auf. In Strausberg endete die
Eisenbahnanbindung zum Jahreswechsel 2005/06.
Der durch die Verabschiedung des "Preußischen
Kleinbahngesetzes" vom Juli 1892 ermöglichte
vereinfachte
Bau von Eisenbahnstrecken mit einfachen Betriebsverhältnissen
erfolgte umgehend, die Strausberger
Eisenbahn wurde am 17. August 1893 als dampfbetriebene Kleinbahn
eröffnet. Sie hatte im Eröffnungsjahr nichts von
einer elektrischen Straßenbahn, die zu jener Zeit gerade
in vielen Städten Deutschlands enstand.
Da die am 1. Oktober 1867 eröffnete "Ostbahn" von Berlin nach
Küstrin und weiter in Richtung Königsberg aus
wirtschaftlichen und militärischen Gründen auf
geradem Wege am Ort Strausberg vorbeiführte, bestand in
Strausberg – wie in vielen Orten, die beim Eisenbahnbau nur tangiert
oder gar ignoriert wurden – der Wunsch, mittels einer
Eisenbahnstichstrecke
Anschluss an die große Eisenbahn zu erhalten. Das
"Preußische Kleinbahngesetz" schuf die Möglichkeit,
diese Stichstrecken vereinfacht anzulegen und zu betreiben.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Kleinbahn ein solcher Erfolg,
dass 1904 der Beschluss gefasst wurde, die
Strecke zweigleisig auszubauen – dazu kam es aber nicht. Bereits 1906
wuchsen die Planungen für die Errichtung einer elektrischen
Straßenbahn auf neuer stadtnaher Trasse, welche einen
zweigleisigen Ausbau überflüssig machen
würde. Diese sollte auf neuer Trasse, entlang der "Chaussee",
angelegt werden und unabhängig von der dampfbetriebenen
Kleinbahn sein. Durch den ersten Weltkrieg wurde dieses Projekt nicht
realisiert.
Nach dem Ende des ersten Weltkrieges war die Strausberger Eisenbahn
weiter auf Erfolgskurs, zu diesen Zeiten nicht
selbstverständlich. So wurden die Planungen von 1906 wieder
aktuell. Nachdem der angestrebte zweigleisige Ausbau der Kleinbahn mit
anschließender Abgabe der Strecke an die Staatsbahn nicht
realisiert werden konnte, wurden die Straßenbahnplanungen von
1906 geändert. Die neue Straßenbahn wurde nun von
Strausberg Vorstadt bis Hegermühle auf dem Kleinbahngleis
geplant, welches fortan signalisiert im Gemeinschaftsbetrieb betrieben
werden
sollte. Ab Hegermühle wurde für die
Straßenbahn ein eigener Gleiskörper am Rande der
Chaussee vorgesehen.
Am 16. März 1921 wurde die elektrische Straßenbahn
Strausberg Vorstadt – Lustgarten in Betrieb genommen. Die
Güterstrecke wurde einige Zeit später ebenfalls
elektrifiziert. Von 1939 bis 1971 war bei der Strausberger Eisenbahn
sogar eine E-Lok von der Altonaer Hafenbahn im Bestand. Diese und eine
weitere – 1975 an die Leipziger Verkehrsbetriebe abgegebene – E-Lok
wurden
durch zwei von LEW 1963/64 gebaute E-Loks ersetzt. Die Altonaer
Lok wurde verschrottet. Die beiden LEW-Loks 14 und 15 wurden nach
Aufgabe des Güterverkehrs Anfang der 1990er Jahre 2004 bzw.
2005 an die Buckower Kleinbahn abgegeben, wo die Lok 15 bereits
für
Museumszwecke genutzt wurde.
1925 bemühte sich die Strausberger Eisenbahn die Konzession
als Kleinbahn in eine Straßenbahnkonzession zu
ändern, was aber erfolglos war. Von 1926 bis 1970 befuhr die
Strausberger Eisenbahn auch die Strecke Lustgarten – Landesjugendheim,
ehe die viele Jahre
im gebrochenen Verkehr von Lustgarten aus
bediente Strecke
aufgrund sanierungsbedürftiger Fahrleitung trotz kurz
zuvor sanierter Gleise stillgelegt
wurde. Die zum 31.
Dezember 1980 beabsichtigte
Stillegung der Strausberger Eisenbahn im
Personenverkehr wurde
aufgrund der Ölkrise 1979 zu den Akten
gelegt – jetzt waren elektrisch betriebene Strecken goldwert.
Ab 1981 wurden die Altbaufahrzeuge durch gebrauchte, 1976 generalsanierte
Trieb- und Beiwagen TZ/BZ69 der Berliner BVB ersetzt. Nach einigen
Anpassungsarbeiten erhielt die Strausberger Eisenbahn eine
Sondergenehmigung für
den Zugverband Tw+Bw+Tw, wobei der 2. Triebwagen mit
abgezogenem Bügel ohne Betriebsbremse mitgezogen wurde.
Diese Zugverbände waren bis 1995 im Einsatz – als Reserve
dienten einzelne
Rekowagen noch bis
2004. Seit 2003 steht ein T6C5 von
CKD-Tatra zur
Verfügung, welcher zur Erprobung nach New Orleans geliefert wurde.
Nach
einigen Anpassungsarbeiten verkehrt dieses
Einzelstück in Strausberg im Spät- und
Wochenendverkehr, welcher jetzt durchweg mit einem Umlauf im
40min-Betrieb
abgewickelt wird. Der Triebwagen 06 steht für Traditionszwecke zur
Verfügung, Triebwagen 07
steht ohne Fristen abgestellt.
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Der
Wappenvogel der Stadt ist
der Strauß, obwohl er mit der Stadtgeschichte nichts zu tun
hat. 2003 standen im Stadtgebiet zahlreiche Sträuße als
Kunstobjekt. |
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Rund
um die Hst Elisabethstraße lassen sich eine Reihe von Motiven
finden. Hier lag die Straßenbahn einige Jahre in der rechts
im Hintergrund zu sehenden Promenade.
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An
der
Haltestelle
Elisabethstraße stand bis vor einigen Jahren noch ein mit dem
Straßenbahnbau errichteter Fahrgastunterstand, welcher mit
den fast pompösen Wartehallen von 1913 nichts mehr gemein hat.
Im Mai 1995 fährt kurz vor dem Einsatzende der
Dreiwagenzüge ein Zugverband mit Tw 04 an der Spitze
zum Lustgarten und hält an der
Elisabethstraße. |
Ebenfalls
im Mai 1995 ist hier der gleiche Zugverband aus dem Bahnhof Vorstadt
abgefahren und macht sich auf der Mischbetriebsstrecke entlang der
Lindenpromenade auf den Weg nach
Strausberg Stadt. Während links der Bahn
Einfamilienhäuser stehen, wurden in den 1960er Jahren rechts
entlang
der Bahnstrecke mehrstöckige Siedlungsbauten erstellt, welche
für regelmäßiges Verkehrsaufkommen sorgen.
Die eigentliche Hauptstraße, die
Ernst-Thälmann-Straße, liegt einige hundert Meter links
der Häuser. |
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Mitte
der 1990er Jahre musste die Kreuzung der Berliner Straße an
der Elisabethstraße durch
Bahnübergangssicherungen abgesichert werden – der stark
zunehmende Autoverkehr machte dies erforderlich.
Der
KT8-Triebwagen 23 fährt im Mai 2001 zum S-Bahnhof Strausberg
und erreicht die Haltestelle Elisabethstraße.
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Das
alte,
sanierungsbedürftige Wartehäuschen an der
Elisabethstraße ist einem modernen, verglasten Unterstand
gewichen, links ist eine kleine Grünanlage entstanden.
Hier fährt der Triebwagen 23 in Richtung Lustgarten.
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Der
Triebwagen 07 fährt entlang der Berliner Straße
zwischen Käthe-Kollwitz-Straße und
Elisabethstraße. Rechts der Straße wieder
große Mietshäuser, während links der Bahn
Einfamilienhäuser und Villen dominieren.
Der Triebwagen 07 macht Werbung für das "Handelscentrum",
einem auf dem ehemaligen Gelände der BHG (Bäuerlichen
Handelsgenossenschaft) errichteten Einkaufszentrum. Dieses Zentrum
liegt an der Güterstrecke – zu Zeiten der BHG sorgte diese
für ein
reges Güteraufkommen. Heute sind auf den
noch liegenden Gleisen am Handelscentrum Parkplätze.
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An
der
Hegermühle
befindet sich die Verzweigung in Güterstrecke und
Straßenbahnstrecke. Triebwagen 07 fährt im
März 1995 auf dem Weg nach Vorstadt in Hegermühle
ein. Links eine der 1994/95 umfassend sanierten Wartehallen von 1913.
Nach rechts zweigt die Güterstrecke zur BHG bzw. zum
Kasernengelände ab. Von 1938 bis 1945 wurde die
Güterstrecke aufgrund der umfangreichen Industrieanlagen
nochmals mit lokgespannten Zügen im Personenverkehr befahren. Nach
Kriegsende
wurde die Güterstrecke hinter der späteren BHG zum
Sperrgebiet. Heute entstehen in weiten Bereichen des ehemaligen
Kasernengebietes Einfamilienhäuser, dennoch ist noch
heute die einstige militärische Nutzung erkennbar.
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Einige
Jahre später, im Juli 2003, stehen die Rekowagen vor dem
endgültigen Einsatzende. Der Ersatz in Form des T6C5 ist bereits
eingetroffen, aber noch im Depot. Am Wochenende wurde zu diesem
Zeitpunkt noch im 20-Minutenbetrieb mit zwei Zügen gefahren.
Der Triebwagen 07 hat soeben mit Triebwagen 05 gekreuzt und
verlässt Hegermühle in Richtung
Lustgarten. Nach links der nicht mehr regelmäßig befahrene
Abzweig der
Güterstrecke.
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Ausgesprochen
wenig Verkehr
herrschte im Juli 2003 auf der Ernst-Thälmann-Straße,
als der
Triebwagen 05 in Richtung S-Bahnhof die Straße
überquert. Die typische Szenerie vor dem "Handelscentrum" sieht
dort
bei weitem
chaotischer aus.
Im Vordergrund verläuft die Güterstrecke.
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Der
Triebwagen 01 steht im März 1995 an der noch nicht
sanierten Endhaltestelle Lustgarten.
Im Hintergrund fährt ein Auto auf der 1970 stillgelegten
Strecke zum Landesjugendheim, welche durch die Einkaufsstraße
Große Straße
führte. Trotz aller
Mühen konnte die Wiederinbetriebnahme der
Straßenbahn durch die für den Durchgangsverkehr
gesperrte Große Straße nicht
durchgesetzt werden, inzwischen sind die Gleise entfernt.
Nach rechts zweigt die Strecke zum Betriebshof und weiter zum
nördlichen Anschluss der Güterstrecke ab.
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Während
eines recht
heftigen Regengusses entstand die Aufnahme von Triebwagen 06, welcher
hier auf überfluteten Gleisen am Lustgarten zur Abfahrt zum
S-Bahnhof an der Vorstadt wartet.
Der Triebwagen 06 hat zudem noch eine Lackierung aus der Vorwendezeit,
als
die damals noch werbelosen
Straßenbahnen grüne Farbstreifen in verschiedener
Gestaltung unter den Fenstern erhielten.
Nach dem Mauerfall wurde zur
Einnahmeverbesserung der Wagenbestand mit
Außenwerbung versehen, was den Farbeindruck hinfällig machte
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Triebwagen
01 hat die Haltestelle Landhaus verlassen und macht sich entlang
der Lindenpromenade auf den
letzten Kilometer zum S-Bahnhof Strausberg.
Die hier 2005 noch zulässige Fahrt mit
Eisenbahnfahrzeugen macht entsprechende Signalisierung
nötig – zwei Pfeiftafeln und die fast vergessene
Läutetafel lassen eindeutig erkennen, dass hier
Eisenbahnfahrzeuge fahren.
Die Straßenbahn läutet hier weder, noch pfeift sie.
Sie verlässt sich auf die Wirkung der
Magnetschienensbremse.
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Entlang
der
Gemeinschaftsstrecke
lagen auch zwei Anschlussgleise, hier zweigt der Anschluss zum
Milchhof ab. Alle Gütergleise sind auf der
Gemeinschaftsstrecke längst stillgelegt und unbefahrbar.
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