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Montag, 22. Oktober 2012
– Die Eisenbahn in der Prignitz in den letzten Zügen
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Der
Eisenbahnverkehr in der Prignitz steht im Dezember 2012 vor einem
großen Einschnitt. Die Prignitzer Eisenbahn hat seit 1996 den
Betrieb auf
der Stichstrecke Pritzwalk – Putlitz gefahren und in späteren
Jahren
auch die Infrastruktur von der DB übernommen. Heute steht die
Strecke
im Eigentum des Landkreises.
Die Strecke Pritzwalk – Putlitz
wurde vom Land Brandenburg Ende 2006 abbestellt – nur durch eine
Kooperation der Verkehrsgesellschaft
Prignitz (VGP) mit dem Putlitz-Pritzwalker
Eisenbahnförderverein
konnte die Strecke aus Mitteln für Schienenersatzverkehr an Mo-Fr
mit
sechs Fahrtenpaaren weiterbetrieben werden. Diese Förderung
entfällt zum Jahresende und
damit endet zum Fahrplanwechsel im Dezember 2012 der verbliebene
Verkehr. Gleichzeitig endet
der Betrieb auf einer der letzten klassischen Nebenbahnen der
Fläche in
Deutschland, von denen die meisten im Westen in den 1970er und 80er
Jahren stillgelegt wurden und im Osten seit 1997 schrittweise fast
vollständig "abbestellt" wurden.
Der Hp Kuhbier mit seinem in den späten 1980er Jahren noch
besetzten
Bahnhofsgebäude wird ab Dezember 2012 endgültig in den
Dornröschenschlaf fallen, die noch lange von der PEG in Putlitz
betriebene
Werkstatt ist heute in Meyenburg heimisch – so dass auch keine
Werkstattfahrten mehr auf der Strecken nötig sein werden. VGP
79740 fährt ohne Halt durch Kuhbier.
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Auf der
Strecke nach Wittstock gibt es noch Güterverkehr mit Tankwagen,
welcher
von der einstigen Güterverkehrstochter der PEG, der
Eisenbahngesellschaft Potsdam (EGP) übernommen wurde, hierfür
kommen
Lokomotiven der BR 212 zum Einsatz. Während ein solcher Zug in
Pritzwalk auf Abfahrt wartet, ist der 798 667 aus Putlitz nach Gleis 3
eingefahren, wo er über Meyenburg gegen den 798 610 getauscht
werden
sollte, da am 798 667 ein Schaden vorlag.
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Aus der
Hausstrecke Pritzwalk – Putlitz ging ein erfolgreiches
mittelständisches Unternehmen hervor, welches auch in
Nordrhein-Westfalen eine Ausschreibung für sich gewinnen konnte –
in
seinen besten Zeiten zwölf Uerdinger Schienenbusse einsetzte und
diese
2003 durch sechs neue RegioShuttle ersetzte. In Nordrhein-Westfalen
kamen 17 dreiteilige Talent-Triebwagen zum Einsatz. In
NRW fährt die Prignitzer Eisenbahn seit einigen Jahren nicht
mehr, in der Prignitz verlor die PEG durch Streckenstilllegungen nach
und nach viele ihrer Einsatzstrecken.
Die früher durch die Mecklenburger Seenplatte
bis nach Güstrow führende Strecke
Neustadt(Dosse) – Kyritz –
Pritzwalk – Meyenburg wird im
Dezember zwischen Kyritz und Pritzwalk
bis auf ein (Werkstatt-)
Zugpaar alle Züge verlieren. Zwischen
Meyenburg und Pritzwalk wird nur noch Berufs- und Schülerverkehr
angeboten, dieser soll im Dezember 2012 von der EGP übernommen
werden
und mittelfristig komplett entfallen.
VT 650.03 der PEG verlässt in flotter Fahrt auf der Fahrt nach
Pritzwalk den Bf Meyenburg – die Größe der
ehemaligen
Bahnanlagen ist noch deutlich zu erkennen, der südliche
Bahnhofskopf ist
seit Jahren bis auf ein Gleis komplett stillgelegt.
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Schon 1980
sollte die Bahnstrecke Pritzwalk – Putlitz stillgelegt werden, nachdem
der Abschnitt Putlitz – Suckow der bis 1945 nach
Parchim weiterführenden Strecke dem Bau der Transitautobahn Berlin
–
Hamburg geopfert werden musste. Lediglich die Treibstoffknappheit 1980
hielt die Bahn (wie manch anderen Transportbetrieb in der DDR)
am Leben. 1996 war es Thomas Becken, der die Prignitzer Eisenbahn
gründete und mit viel Engagement die totgesagte Nebenstrecke am
Leben
erhalten
konnte. Die realen Fahrgastzahlen bewegen sich aber auf dem für
die
klassischen Nebenbahnen zuletzt üblichen Niveau – oft leere
Triebwagen
oder ein, zwei Reisende im Zug. Der dann doch nicht getauschte 798 667
steht als VGP 79743 im Bf Putlitz.
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Der T11 der
PEG wurde kurz vor Ausmusterung mit einem
neuen Farbanstrich im Outfit der RegioShuttle versehen – nach
Fristablauf wurde das Fahrzeug an die
Eisenbahngesellschaft Potsdam
(EGP) verkauft, welches das Fahrzeug 2011 einer HU unterzog.
Nach Abzug
der LVT/S und der Doppelstockschienenbusse teilt sich der 798 667
zusammen mit dem wieder in rot lackierten 798 610 der Deutschen
Eisenbahn Romantik AG (DERA) den
Betrieb auf der Linie VGP 70 – der
letzten Linie in Deutschland, auf der planmäßig Uerdinger
Schienenbusse zum Einsatz kommen.
Im (trotz der Weiche heute als
Haltepunkt zählenden) Hp Groß Langerwisch hat der 798
667 einen der wenigen Reisenden abgesetzt und setzt seine Fahrt als
79744 nach Putlitz fort.
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Bekanntestes
Motiv der Strecke Pritzwalk – Putlitz ist die Ortsquerung Kuhbier (hier mit VGP 79745) mit
seiner gepflasterten Dorfstraße. Trotz zunächst
angekündigtem
Sonnenschein hat sich die Sonne am Montag leider überhaupt nicht
gezeigt und es herrschte typisch herbstliches Hochnebelwetter. Eine
weitere Möglichkeit, die Strecke bei Sonnenschein zu besuchen
werde ich kaum mehr
finden und so war dieser Besuch auch der letzte an dieser Strecke. Ob
ich irgendwann auf Durchreise nach Berlin hier noch einmal die dann
verwaisten Bahnanlagen besuchen werde, wird man sehen. Mit der
Einstellung des Restverkehrs entfällt jedenfalls die Notwendigkeit
zur
Modernisierung der WSSB-Bahnübergangsanlage, dessen
Einzelgenehmigung
zum vorübergehenden Weiterbetrieb ohnehin in Kürze auslaufen
täte.
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Zum
Abschluss noch ein Blick in die Gegenrichtung, vom Triebwagen 798 667
als VGP 79746 verdeckt der Hp Kuhbier. Erfreulicherweise kein Lkw am
Bahnübergang, der Durchgangsschwerlastverkehr ist schon enorm und
die
gepflasterte Dorfstraße hat eine Sanierung dringend nötig,
nun ohne
sicherungstechnische Modernisierung des Bahnübergangs.
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Fotos
in Google Earth |
©
2012 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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