
|
|
|
|
|
|
|
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
6 |
7 |
8 |
9 |
10 |
11 |
12 |
13 |
14 |
15 |
16 |
17 |
18 |
19 |
20 |
21 |
22 |
23 |
24 |
25 |
26 |
27 |
28 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Sonnabend, 9. Februar 2019
– VT11.5 auf Abruf
|
|
|

|
Im vor rund 15 Jahren gegründeten
Bahnpark
Augsburg prägen seit vielen
Jahren die Fahrzeuge des VT11.5 das Erscheinungsbild der Anlagen. 2005
wurde der in das Eigentum von SBB
Cargo Italia gekommene – und aus zwei Triebköpfen der BR
601 und zahlreichen Mittelwagen bestehende – „Italy
Express“ der Rail Italy Srl
nach rund fünf Jahren Abstellung an die Eisenbahn und Sonderwagen
Betriebsgesellschaft mbH (ESG) verkauft, die die Fahrzeuge
noch in der Schweiz in
Bodio von Graffiti befreite, Schäden behob und in den
Unternehmensfarben
blau/weiß lackierte. Am 21. August 2005 erreichte der Zug
Augsburg,
wo der Zug seitdem – von einzelnen kurzen Pausen abgesehen
– als Blue Star Train (BST) mit gehobener
Gastronomie betrieben wurde.
Nachdem der Bahnparkbetrieb seit 2017 nicht mehr in bisheriger Form
weiterführbar war und große Teile des an den Bahnpark
anschließenden Bahngeländes zur Wohnbebauung vorgesehen
wurden, wurde der Betrieb des BST eingestellt und der Zug zum Verkauf
ausgeschrieben. Der Verkauf konnte im Dezember 2018 zum Abschluss
gebracht
werden, im Januar 2019 wurde der Zug aus den Triebköpfen 601 006
und 015 mit neun Mittelwagen zum Abtransport bereitgestellt.
Zusammen mit dem nicht zum „Italy Express“ umgebauten Triebkopf 601 013
(2003 zusammen mit dem 601 018 in Italien vom DB Museum als Ersatzteilspender
für den Museumszug erworben und am 25. Mai 2003 von Italien in das
Werk Kassel überführt) ergibt sich zum Finale der
VT11.5 in Augsburg nochmals eine beeindruckende Szenerie, die die
Nutzung der Züge in den letzten 30 Jahren optisch anschaulich
zeigt. Im Sommer 2010 wurde die Kopfpartie des 601 006 in die
traditionelle
TEE-Farbgebung versetzt, nachdem der Triebkopf aus Anlass des
Jubiläums „50 Jahre
TEE“ 2007 die rot/weiße Farbgebung des Max Liebermann
von 1990
erhalten hatte. Der 601 013 des DB Museums wurde im Bahnpark Augsburg
in der Max Liebermann-Farbgebung aufgefrischt, so dass auf dem Foto
alle drei Farbgebungen des VT11.5 versammelt sind.
|
|
|

|
Viele
Eisenbahninfrastrukturen wurden von den
deutschen Staatsbahnen DB und DR genutzt, solange es die
Bausubstanz hergab. Nachhaltige Erhaltung der Bausubstanz fand meist
nicht statt und moderne Infrastruktur braucht heute aufgrund
gesetzlicher
Vorschriften oder der
veränderten Fahrzeugformen ohnehin meist Neubauten. Dem Bahnpark
fällt die nachlässige Nutzung des Voreigentümers auf
Verschleiß
auf die Füße,
gerade die Dächer der Hochbauten sind durchweg baufällig.
Der Bahnpark konnte in den letzten Jahren durch die dort aktiven
Enthusiasten neue Geschäftsfelder erschließen und
entsprechende Erlöse erzielen – neben dem BST wurden im Bahnpark
bis 2017 regelmäßig „Dampflok-Dinner“ angeboten, welche
meist rasch ausgebucht waren.
Deutschlandweit werden ehemalige Bahnbetriebswerke in der musealen
Nachnutzung in der Regel weiter als „Flächen für
Eisenbahnbetriebszwecke“
betrieben, so überhaupt eine Nachnutzung erfolgt. Meist verfallen
die Anlagen nach Aufgabe der Nutzung durch die Staatsbahnen jedoch
sang- und
klanglos.
Im Herbst 2016 wurde die Nutzung des Bahnparks durch das
städtische Ordnungsamt untersagt. Die Folge waren Streitigkeiten
über Zuständigkeiten, die zugunsten des
Bahnparks
ausgingen aber in der Einleitung eines Planfeststellungsverfahrens
mündeten. Ein zeitweise von der Stadt Augsburg favorisiertes
Nutzungskonzept unter anderen Betreibern konnte abgewehrt werden, der
erlassene Planfeststellungsbeschluss reduziert die künftige
Nutzung aber auf Aktivitäten in Zusammenhang mit Eisenbahnbetrieb.
Die
beliebten Dampflok-Dinner mit ihrem kulinarischen Schwerpunkt sind
entsprechend künftig nicht mehr möglich. Anderenorts
selbstverständliche Regelöffnungen sind derzeit nur
eingeschränkt möglich, da sich nach dem im Dezember 2017
erlassenen Planfeststellungsbeschluss nur maximal 200 Besucher auf dem
Museumsgelände aufhalten dürfen – eine Zahl, die bereits ein
gut gebuchter Sonderzug überschreitet. Daneben sind umfangreiche –
und kostspielige – Auflagen zu erfüllen, bevor wieder ein
regulärer Besucherbetrieb zulässig sein wird.
Wirtschaftlich sind die Streitigkeiten ein Desaster
für den Bahnpark, da von einem Tag auf den anderen ein
Großteil der Einnahmen wegbrachen, aber nicht nur die Anlagen
eine gesicherte Erlösbasis benötigen.
In der Dampflokhalle steht die E63 05 als Blickfang ausgestellt,
Brandschutzmauern haben die Lok jüngst im wahrsten Sinne
des Wortes eingemauert – ohne Abriss einer der Brandschutzmauern
erreicht die Lok nicht wieder den 15 kV-Fahrdraht – optisch in jedem
Fall ein Hingucker.
|
|
|
Im Rundhaus Europa mit
„Botschafterlokomotiven“ aus möglichst vielen Ländern Europas
bietet der Bahnpark seit 2005 auch den Fahrzeugen des aufgelösten
und 2014 abgerissenen DB Museum-Depots Garmisch-Partenkirchen Obdach.
|
|
Dazu gehört neben dem 491 001
auch die 120 003 als einzige weitgehend original erhaltene 120.0.
Aktuell gehen die ab 1986 gebauten Serienlokomotiven der BR 120.1
parallel mit den letzten Einheitslokomotiven der Deutschen Bundesbahn
außer Dienst – die BR 120 war einst als Universallokomotive
geplant worden und sollte in mehreren tausend Exemplaren alle
Einheitslokomotiven der Deutschen Bundesbahn ersetzen. Am Ende wurden
nur 60 Lokomotiven gebaut und die Triebfahrzeugvielfalt heute
nähert sich wieder den Größen, die einst
zur
Entwicklung der Einheitslokomotiven geführt hatten.
|
|
Bestandteil der Ausstellung im
Rundhaus ist auch der „Gläserne Zug“ 491 001, welcher 1995 im Bf
Garmisch-Partenkirchen mit einem unzulässig ausfahrenden Zug der
ÖBB kollidierte und seitdem abgestellt ist. Der seinerzeit vom
Vorsitzenden der DB, Heinz Dürr, medienwirksam versprochene
Wiederaufbau des Zuges
unterblieb, im Bahnpark soll das Fahrzeug in einen
ausstellungsfähigen Zustand gebracht werden.
|
|
Als schwedische
Botschafterlokomotive ist die 1135 im Rundhaus Europa, im Jahr 1912 von
Motala Verkstad
(Fahrwerk) und NOHAB (Kessel)
gebaut. Während des „Kalten Krieges“ baute die schwedische
Regierung in
Stockholm Ende der 1960er Jahre eine strategische Reserve aus rund 50
Dampflokomotiven auf, die über das Land verteilt wurden und im
Kriegsfall den Eisenbahnverkehr hätten aufrecht erhalten sollten.
Aus
diesen Beständen stammt die im September 2016 als Geschenk des Sveriges Järnvägsmuseum
in Gävle
erhaltene Lok 1135.
|
|
Das Konstruktionsbüro der Ferrovie dello Stato Italiane (FS)
in Florenz entwickelte in den Jahren 1937
und 1938 die elektrischen Lokomotiven der Baureihe E 636, welche im
Zeitraum 1940 bis 1960 in einer Auflage von 469 Stück
gebaut wurden. Die in Augsburg ausgestellte E 636.147
wurde 1955 von der Lokomotivfabrik Breda
in Mailand gebaut und war bis ins Jahr 2002 – zuletzt in Messina – im
Einsatz. Die Lok war 2005 zur Verschrottung in Mailand Smistamento
vorgesehen,
blieb jedoch erhalten und wurde zunächst als Denkmal aufgestellt.
Im Frühjahr 2008 wurde die Lok in Form einer Leihgabe der FS als
Botschafterlokomotive Italiens in den Bahnpark
Augsburg überführt und in den Jahren 2013/14 von den Aktiven
der Interessengemeinschaft Bahnpark
Augsburg e.V. optisch aufgearbeitet, was auch eine
vollständige Neulackierung in den Originalfarben einschloss.
|
|
Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB)
stellten zwischen Frühjahr 1927 und Januar 1935 127 elektrische
Lokomotiven der Gattung Ae 4/7
in Dienst. Der Fahrzeugteil der mit dem
markanten Buchli-Antrieb
ausgestatteten Maschinen wurde von der Schweizerischen Lokomotiv- und
Maschinenfabrik (SLM) in Winterthur hergestellt, der elektrische
Teil von Brown, Boveri & Cie.
(BBC), der Maschinenfabrik
Oerlikon (MFO) und der Société
Anonyme des Ateliers de Sécheron (SAAS). Die letzte Ae
4/7 wurde 1996 ausgemustert, die Ae 4/7 10949 wurde zunächst im
Verkehrshaus in Luzern ausgestellt, ehe sie am 17. Oktober 2004 als
Botschafterlokomotive der Schweiz nach Augsburg überführt
wurde.
|
|

|
Die Elektrolokomotiven der Baureihe
E16 waren die ersten Serienmaschinen der Deutschen Reichsbahn mit
einzeln angetriebenen Achsen und die einzigen deutschen Lokomotiven mit
dem in der Schweiz entwickeltem Buchli-Antrieb,
wie ihn auch die im Bahnpark ausgestellte Ae 4/7 10949 besitzt. Die im
Bahnpark
ausgestellte 116 009 wurde im Jahr 1927 gebaut – der mechanische Teil
entstand bei der Lokomotivfabrik
Krauss in München, der
elektrische Teil kam von BBC
in Mannheim.
Als letzte Lok der Reihe E16 wurde die 116 009 im Januar 1980
ausgemustert und an privat verkauft. Nach einer
Unterstellung an verschiedenen Orten kam die Lok im November 1993 zum
Bw Garmisch – in späteren Jahren ein Depot des DB Museums – und
fand nach der Schließung des Depots im
August 2005 im Bahnpark Augsburg eine neue Heimat.
In ihrer Konstruktion lehnten
sich die Loks der Baureihe E16 an die Schnellzuglokomotiven der
Gattung Ae 3/6 an, die von
der Firma BBC 1921 an die Schweizerischen
Bundesbahnen geliefert worden waren. Wie diese
Maschinen waren auch die Lokomotiven der Baureihe E16 mit einem
speziellen Einzelachsantrieb ausgerüstet, der nach seinem Erfinder
Jakob Buchli
benannt wurde. Der Federweg zwischen Motor und Treibachse
wurde dabei durch ein kompliziertes Gelenksystem überbrückt,
das sich im Alltagsbetrieb durchaus bewährte. Typisches
Kennzeichen von Loks mit Buchli-Antrieb sind die vollkommen
unterschiedlichen Seitenansichten, hier die angetriebene Seite.
|
|
|
Die andere, antriebslose Seite der
E16 – der Blick ist frei auf die Speichenräder.
|
|

|
Wie bei vielen europäischen
Bahnverwaltungen kamen Anfang des 20. Jahrhunderts auch
bei der Compagnie de chemins de fer
Paris à Lyon et à la Méditeranée (PLM) – dem
Vorgänger der 1938 gegründeten Société nationale des
chemins de fer français (SNCF) – im Schnellzugverkehr
Loks der Pacific-Bauart zur Anwendung. Ab 1909 wurden 462
Pacific-Lokomotiven unterschiedlicher Bauart bei der PLM in Dienst
gestellt, was knapp einem Drittel aller in Frankreich eingesetzten
Pacifics entsprach.
Der Plandienst der im Museum ausgestellten 231-K-22 endete am 11.
Januar 1969, an dem Tag bespannte sie nochmals mit ihrer ebenfalls
erhaltenen Schwesterlok 231-K-82 den „Flèche d’Or“. Die Lok kam
anschließend nach Großbritannien in das in der Grafschaft
Lancashir gelegene „Steamtown“-Museum in Carnforth. In den 1990er
Jahren wurde das Museum aufgelöst und die Lok 1996 zusammen mit
der 012 104 und der 80 014 an das
Süddeutsche Eisenbahnmuseum (SEH) in Heilbronn abgegeben –
seit Herbst 2016 ist die weiterhin in Privateigentum befindliche Lok im
Bahnpark Augsburg ausgestellt.
|
|
|
Zum 150. Bestehen der Eisenbahn in
Deutschland 1985 richtete die Deutsche Bundesbahn drei Loks der ein
Jahr vor dem Jubiläum verabschiedeten Reihe E18 betriebsfähig
her. Die E18 08 erhielt dabei einen „Fotografieranstrich“
in hellem Grau und kam von
München aus zu Sonderzugeinsätzen. Im Jahr 1994 erhielt die
Lok eine Neulackierung im originalen Farbton RAL7018 „graublau“ und
1996 eine vereinfachte Hauptuntersuchung für vier Jahre. Die E18
08 kam in den letzten Einsatzjahren ab 1995 wegen diverser Schäden
nur noch vor wenigen Zügen zum Einsatz, letztmals 1998. Ab 2001
stand die Lok in der 2005 aufgelösten Außenstelle Garmisch
des DB Museums und ist seitdem in Augsburg untergestellt und wird
weiterhin von ihrer BSW-Gruppe betreut.
|
|
Gut zu sehen der markante Federtopf-Antrieb,
welcher aus dem Hohlwellen-Antrieb
von Westinghouse
weiterentwickelt worden war. Derzeit ist nur eine E18 – die E18 047 des
DB Museums – von den HU-Fristen her betriebsfähig, sie ist aber
seit Jahren mit einem Schaden abgestellt. Rechts einer der wenigen
erhaltenen Kleinwagen Klv 12
der Deutschen Bundesbahn, von dem ab 1953 rund 700 Exemplare gebaut
wurden und die von einem VW-Käfermotor angetrieben wurden.
|
|

|
Im Rundhaus Europa ist mit der
Botschafterlokomotive Sloweniens, der Schnellzugdampflok 06-013, eine
Lok mit deutscher Vergangenheit zu sehen. Die Lokomotivfabrik Borsig in Berlin lieferte 1930 und
1931 insgesamt 30 Dampflokomotiven der späteren Baureihe 06 an das
damalige Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen. Die Loks mit
der Achsfolge 1'D1' waren für den Dienst vor schweren Schnell- und
Personenzügen konzipiert.
Die Maschinen waren in den Jahren 1928 bis 1930 unter der Leitung von
August Meister bei Borsig entwickelt worden. Da August Meister auch
maßgeblich an der Entwicklung der deutschen Einheitslokomotiven
beteiligt war, wurden die Loks für Serbien, Kroatien und Slowenien
nach deutschen Normen konstruiert und gebaut.
Im Jahr 1941 wurde die 06-013 in
Belgrad von der vorrückenden Deutschen
Wehrmacht beschlagnahmt und
anschließend als 39 412 von der
Deutsche Reichsbahn genutzt – bis sie im März 1945 von Partisanen
angegriffen wurde, auf eine Mine fuhr, entgleiste und in den Fluss Save
stürzte. Erst
1950 wurde sie geborgen, repariert und wieder eingesetzt.
Bis zu ihrer Ausmusterung Ende April
1975 legte die 06-013 über 2,1 Mio Kilometer zurück und wurde
anschließend als technisches Denkmal in Maribor aufgestellt ehe
sie 1991 in das Eisenbahnmuseum nach Ljubljana kam. Nach einer
äußerlichen Aufarbeitung wurde die weiterhin dem Staatlichen
Eisenbahnmuseum in Ljubljana gehörende Lok im April 2006 als
Botschafterlok in den Bahnpark Augsburg gebracht.
|
|
|

|
Die Lokomotiven der Baureihe CC 6500 sind mit einer Leistung von
rund 5900 kW die leistungsstärksten Elektrolokomotiven, die
für die Französischen Staatsbahnen SNCF gebaut wurden.
Für viele Eisenbahnfreunde ist die Lokreihe bis heute die
schönste französische Reihe.
Ende der 1960er Jahre sollte die Höchstgeschwindigkeit vieler
Reisezüge der SNCF planmäßig auf 200 km/h gesteigert
werden. Gleichzeitig wurden die Reise- und Güterzüge immer
schwerer. Vor diesem Hintergrund wurde die Entwicklung einer
leistungsstarken Elektrolok in Auftrag gegeben. Es entstanden die
sechsachsigen Loks der Baureihe CC 6500, die mit zahlreichen
technischen Neuerungen aufwarten konnten.
Die Firma Alsthom in Belfort
baute zwischen 1969 und 1975 insgesamt 74 Maschinen mit den
Betriebsnummern 6501 bis 6574. Schnell übernahmen die Maschinen
zahlreiche Paradeleistungen im hochwertigen Reisezugdienst. In den
Jahren 2004 und 2005 wurden die Maschinen ausgemustert und abgestellt,
die CC 6503 kam im Mai 2005 als französische Botschafterlok von
Lyon in den Bahnpark.
|
|
|

|
Mit der 184 112 ist seit Anfang
Februar 2019 „die“ deutsche Europalok im Bahnpark Augsburg ausgestellt.
Die Lokomotive wurde im Jahr 1967 von der DB als E410 012 in Dienst
gestellt und markierte als sogenannte „Vier-System-Lokomotive“ einen
Meilenstein in der europäischen Eisenbahn- und Technikgeschichte:
22 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges und vier Jahre nach der
Unterzeichnung des Élysée-Vertrages zwischen Deutschland
und Frankreich sollten die Grenzen über europäischen Schienen
überwunden werden.
Dazu erhielt die Lokomotive eine elektrische Ausrüstung, mit der
sie nicht nur in Deutschland sondern auch in Frankreich, Belgien, den
Niederlanden und Luxemburg fahren konnte. Als echte „Europalokomotive“
trug sie dazu bei, dass die Bahnsysteme zusammenwuchsen und die
Bürger in Europa mehr Reisefreiheit genießen konnten.
Die Lok wurde bis Ende 1982 von Saarbrücken aus eingesetzt, einige
Zeit im AW Kassel abgestellt und 1987 an das Museum für Verkehr und Technik (MVT)
in Berlin abgegeben. Dort stand die Lok zeitweise in der Ausstellung,
die letzten Jahre jedoch unzugänglich im zweiten Depot des heute
als Deutsches Technikmuseum (DTM)
firmierenden Museums an der Monumentenstraße.
Nach Abschluss eines Leihvertrags mit dem DTM kam die Lok am 5. Februar
2019 in den Bahnpark. Dahinter die Botschafterlok des
Großherzogtums Luxemburg, die BB 3602 welche als Zeitzeugin der
„Montanunion“ einst u.a. die Stahl- und Kohlezüge der Montanunion
zog.
|
|
|
Die 202 002, ein Prototyp der Henschel/BBC DE 2500, wurde 1974
als Versuchsfahrzeug zur Erprobung der Drehstromausrüstung am
Fahrdraht umgerüstet. Die Änderungen an der Lok sollten
möglichst gering ausfallen und entsprechend wurde der 1974 gebaute
Steuerwagen BDnrzf740.2 50 80 82-34 121-7 mit den
nötigen Komponenten ausgerüstet, er erhielt einen
Stromabnehmer mit Hauptschalter, Transformator, Eingangskreis zur
Gleichrichtung und Glättung der Wechselspannung sowie
Einrichtungen für die Versorgung der Hilfseinrichtungen der DE
2500.
Der Wagen wurde nach diesen Fahrten als Meßwagen für elektrische
Belastungsmessung (60 80
99-33 001-1, Messwagen Vers. A-Mü307)
weiterverwendet und bis zu Beginn der 2000er-Jahre genutzt, ehe er vom
DB Museum dem Bahnpark Augsburg zur Verfügung gestellt wurde.
|
|
Zu den drei von der DB für das
150. Bestehen der Deutschen Eisenbahnen ebenfalls betriebsfähig
wieder aufgearbeiteten E44 gehörte auch die mit einer elektrischen
Widerstandsbremse ausgerüstete E44 1170 des Baujahrs 1944. Nach
ihrer Ausmusterung war sie noch bis 1996 betriebsfähige Museumslok
beim Bw Freiburg und wurde regelmäßig vor Sonderzügen
im Höllental und auf der Dreiseenbahn eingesetzt.
2002 wurde die Lok vom DB Museum leihweise nach Siegen an die Eisenbahnfreunde Betzdorf
abgegeben, seit 2010 ist sie im Fahrzeugbestand der 2008
gegründeten IG 3seenbahn.
Nach einer Bestandsaufnahme konnte zusammen mit dem Eigentümer der
Lok ein Konzept für eine Hauptuntersuchung und den
späteren Betrieb ausgearbeitet werden. Im Herbst 2016 begannen die
ersten Arbeiten zur Wiederinbetriebnahme, seit August 2018 weilt die
Lok für weitere Arbeiten in den
Werkstätten des Bahnparks.
|
|
|
Der Beschluss des DB-Vorstandes,
den nach Asbestfunden abgestellten VT11.5 des DB Museums nach einer
gründlichen Aufarbeitung als repräsentativen Museumszug
herzurichten schlug in der Szene wie eine Bombe ein. Für den
Turnusverkehr der Reisebürosonderzüge ab Beginn der 1980er
Jahre waren die Fahrzeuge in Teilbereichen gründlich umgebaut
worden, diese Umbauten sollten rückgängig gemacht werden
und der Zug zugleich auf den aktuellen Stand der Technik gebracht
werden. Nach und nach sammelte das DB Museum alle nötigen
Bausteine zusammen, die nötig waren um den Zug wieder fahrbereit
auf die
Schienen zu stellen.
Der DB liefen dabei die Kosten davon (welche im Vergleich zu anderen
entgleisten Projekten noch immer marginal wirken) und
im Dezember 2004 wurde vom DB-Vorstand die Notbremse gezogen. Nur
wenige Fahrzeuge waren vorzeigbar aufgearbeitet – diverse Rohbauten,
Arbeitsvorräte oder Ersatzteilspender waren in Deutschland
verteilt. Ein geordnetes Ende wurde nicht realisiert, das Projekt wurde
sang- und klanglos wegen Kostenüberschreitung eingestellt.
Fertige Fahrzeuge wurden entweder nach Nürnberg
überführt oder wie auch die Fahrzeugruinen im aufgegebenen
Bahnbetriebswerk Leipzig Hbf Süd eingelagert – einem wahren „Lost
Place“. Lost Places ziehen destruktive Zeitgenossen magisch an und so
wurden die Fahrzeuge im Bw Leipzig Hbf Süd Opfer von Vandalismus
und Brandstiftung. Überstanden die 2004 nach Nürnberg
überführten und im Freigelände des DB Museums
abgestellten Fahrzeuge den bei Dachdeckerarbeiten ausgelösten
Brand des Nürnberger Museumsdepots im Jahre 2005, fiel in Leipzig im
Januar 2012 dem gelegten Feuer viel
Material zum
Opfer.
Die zunächst ebenfalls in Leipzig Hbf Süd hinterstellten
Triebköpfe 601 013 und 019 sowie die Mittelwagen 901 107, 201, 303
und 502 wurden noch vor den großen Schäden am 14. August
2010
nach Augsburg überführt und bildeten dort zusammen mit dem
BST eine einzigartige Sammlung der früheren TEE-Triebzüge der
Deutschen Bundesbahn.
Der 601 019 gehörte zur Arbeitsreserve und wurde nicht mehr
aufgearbeitet. Die Wagen 901 107 und 201 waren von der DB weitgehend
fertiggestellt worden, die 901 303 und 502 zeigen sich im teilzerlegten
Zustand. Der 601 019 zeigt die Phase der 601-Triebköpfe ab 1971,
als die Fahrzeuge im damals erstklassigen Inter City-Verkehr zum
Einsatz kamen und das TEE-Logo durch eine Blechtafel verdeckt wurde.
|
|
|
Während der Lack soweit wie
möglich von den Besitzern mit einfachen Mitteln gepflegt werden
kann, frisst der Rost sich im Laufe der Jahre unerbittlich seinen Weg.
Die Tafel am 601 019 ist durchaus aus pragmatischen Gründen am 601
019 angebracht worden. Die Leihgaben des DB Museums werden im Zuge der
Verkleinerung des Areals des Bahnparks den Standort in absehbarer Zeit
verlassen müssen.
|
|
Oft beschränken sich
Restaurierungsprojekte auf die betriebssichere Herrichtung – tief in
die Fahrzeugstruktur eingreifende Umbauten werden meist aus
finanziellen Gründen nicht rückgängig gemacht oder im
besten Fall oberflächlich kaschiert. Die DB wollte die zu Beginn
der 1980er Jahre vorgenommenen Umbauten durch weitgehend
originalgetreue Repliken ersetzen, bzw. anderenorts erhaltene
Originalteile wieder einbauen. Die Großraumwagen wurden im Zuge
des Umbaus für den Turnusverkehr mit neuen Sitzen entsprechend den
Sitzen der damals modernen IC-Großraumwagen 2. Klasse in
2+2-Anordnung modernisiert. Der 901 201 hat bei der Sanierung die
früheren Sitze in 2+1-Anordnung zurückerhalten. Reisende
werden auf den einladenden Plätzen aber wohl niemals Platz nehmen.
|
|
Die Abteilwagen 901.1 wurden im
Reisebürosonderzugverkehr nicht gesondert angepasst. Beim 901 107
blieben bei der Aufarbeitung für den Museumszug der DB die Spuren
der Zeit erhalten, nur wenige Details zeigen dass der Wagen
tatsächlich einer Aufarbeitung unterzogen wurde.
|
|
Besondere Aufmerksamkeit kam den
früheren Barwagen der VT11.5 zu, die von der DB für den
Turnusverkehr zu Großraumwagen umgebaut worden waren. Insgesamt
drei 901.3 kaufte die DB aus Italien zurück, der 901 303
gehört zu diesen Fahrzeugen und hat noch weitgehend seine
Einrichtung aus den Turnusverkehren.
|
|
Die beiden bis zuletzt als
Vollspeisewagen 901.5 betriebenen Speisewagen waren nach Italien
verkauft worden und blieben als Arbeitsreserve erhalten. Der
901 502 wurde Ende 2002 von
der DB zurückgekauft, der 901 501 wurde im Jahr
2003 in Italien zusammen mit zahlreichen weiteren 601/901 verschrottet.
Der 901 502 hat seine Innenausstattung im Zuge
der Restaurierungsarbeiten verloren und gleicht einer brachliegenden
Baustelle.
|
|
Der Bedienungstresen des 901 502
mit Blick auf die originale Küche.
|
|
Hier wird wohl nie wieder jemand
kochen und gelegentlich schwarze Rußflecken an den seitlichen
Klappfenstern hinterlassen, wie sie bei so manchen Speisewagen zu
finden waren.
|
|
Der Blick aus den VT11.5
bzw. der typische Arbeitsplatz der
Lokführer auf den Reihen V100, V200 und VT11.5.
|
|

|
Klassischer TEE, Max Liebermann und
BST nochmals vereint. Die VT11.5-Hochburg Augsburg wird in einigen
Monaten vollständig VT11.5-frei sein, neben dem BST müssen
auch die Fahrzeuge des DB Museums den Standort räumen, da das
südliche Areal des früheren Bw Augsburg geräumt werden
muss.
Der BST war in den letzten Monaten aus diesem Grunde zum Verkauf
ausgeschrieben. Während die für die Gastronomie genutzten
Fahrzeuge im Innenraum einen exzellenten Zustand aufweisen, ist die
technische Basis der 1989/90 bei der Fa. FERVET aufgearbeiteten
Fahrzeuge auf dem Stand der Außerdienststellung geblieben und
seitdem sind rund 20 Jahre vergangen.
Triebzüge zu erhalten ist schon immer eine Herausforderung, die in
Deutschland meist nicht erfolgreich war. Selbst beim „Fliegenden
Hamburger“ sah sich die Deutsche Bundesbahn nicht in der Lage das
komplette Fahrzeug zu erhalten und erhielt nur eine Fahrzeughälfte
eines Triebwagens, obwohl die Bedingungen in den 1950er Jahren noch
deutlich anders als heute und geeignete Hallenplätze keine
Seltenheit waren.
Im Dezember 2018 war die Überraschung groß, als der
erfolgreiche Verkauf des BST vermeldet wurde. Käufer ist
„El’Achai“, vertreten durch den 2015
gegründeten Verein El Achai –
Frieden & Freiheit e.V.. El’Achai besitzt bereits mehrere
Reisezugwagen und betreibt diese als Friedenszug. Fernziel ist mit dem
Friedenszug in den Nahen Osten durch 18
(zum Teil durch Kriege erschütterte) Länder zu fahren
und
für Frieden zu werben.
Ob der Verein allerdings die reale Sachlage richtig erkennt, dass
selbst der Großkonzern Deutsche Bahn AG an der Restaurierung
eines wenige Jahre zuvor noch betriebenen Zuges gescheitert ist und
auch ein TEE nicht mal eben nach Jerusalem fahren kann – durch
Kriegsgebiete und über fehlende, zerstörte oder ungeeignete
Strecken –
daran weckt der Webauftritt des Vereins große Zweifel. Die Rede
ist dafür von neuen Antriebstechniken, „freier Energie“ und dass
sich „auf dem Weg“ Tore öffnen.
|
|
|
Der Führerstand des 601 015
als Panoramaaufnahme, bei dieser die eine oder andere Verzeichnung
leider nicht vermeidbar war. Aber die Aufnahme gibt gut den Eindruck
des Führerstandes wieder, links unten der Durchgang zum Motorraum.
|
|
Die Schalttafel des Maschinisten
und Technik pur.
|
|

|
Wohin die Reise den BST führen
wird, ist unklar. Der Abtransport in die Schweiz nach Sissach ist
für das Frühjahr 2019 angekündigt. Es war für den
derzeit einzigen wirklich vorzeigbaren Rest des VT11.5-Bestandes ein
großes Glück, dass der Zug in Augsburg fast 15 Jahre weilen
konnte. Hallen für eine geschützte Abstellung gibt es
für Fahrzeuge dieser Größenordnung nicht und an
frei zugänglichen Orten wird der Zug in kürzester Zeit durch
die Destruktivität mancher Zeitgenossen verfallen.
Ohne
Idealisten die für den Erhalt sorgen, wären solche Fahrzeuge
längst von der Bildfläche verschwunden – das war beim VT11.5
der DB nicht anders wie beim ET403 von TRI oder beim BST. Sie alle
eint aber, dass die finanziellen Herausforderungen alle Beteiligten
schlicht überfordern.
Auch wenn es einem religiösen Verein zu wünschen ist, dass er
mit göttlicher Hilfe diese Probleme lösen kann (immerhin ist
der Gründer des Vereins Eisenbahnunternehmer) – Wunder zu
erwarten, den Zug sicher unterzustellen und einen zweistelligen
Millionenbetrag
auftreiben zu können um den Zug wie geplant als Friedenszug
für die „Große Reise“ einzusetzen, ist mit der
Realitätsbrille gesehen etwas wirklichkeitsfremd.
|
|
|
Fotos
in Google Earth |
©
2019 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
Nach
oben |
|