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Mittwoch, 23. September 2020
– Zeitreise durch die Prignitz
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Nachdem
die rote 221 145 am Freitag in Perleberg für den Fotografen unerwartet
um die Ecke gefahren kam und so schnell kein Foto mehr drin war, sollte
es heute zum zweiten Versuch in die Prignitz gehen, da die 221 145 auch
diese Woche noch den Nahgüterzug Wittenberge – Wittstock und zurück
bespannte. Mit ausreichendem Zeitpuffer führte der Weg am Mittwoch nach
Perleberg, um vor Ort festzustellen dass offenbar am Vortag die aus
Dabel abgeholten Containertragwagen in Perleberg auf dem nur noch
einseitig und ohne Signaltechnik angebundenen Bau-/Abstellgleis stehen.
So musste der Fotograf deutlich näher am Bahnsteig stehen. Die leeren
Wagen sind bei auf dem Personenzuggleis einfahrenden Zügen kein
wirkliches Problem und der Fotograf war überrascht, als nach
Abfahrt des RE nach Hennigsdorf das Ausfahrsignal in Richtung
Pritzwalk wieder auf Fahrt ging. Es erschien die 225 002 der EGP mit einem
leeren Biodieselzug nach Falkenhagen. Im Hintergrund zweigte einst die Westprignitzer Kreisringbahn mit den hier früher umfangreichen Bahnanlagen ab.
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Durch die
leeren Tragwagen war die Standortwahl für den 53059 nicht ganz so frei wie
gewünscht, doch auch die neu gestalteten Bahnhofsanlagen geben ein
Motiv ab – wir schreiben längst nicht mehr die 1970er oder 80er
Jahre, wie die Lok das suggerieren könnte. Durch die Bahnsteig- und
Stellwerkserneuerung ist in Perleberg der Bahnsteig 2 entfallen, so
dass hier keine zwei Reisezüge mit Verkehrshalt mehr kreuzen können.
Der regelmäßige Güterverkehr kann das Gleis 2 für Kreuzungen weiter
nutzen, Gleis 3 ist zum reinen Abstellgleis geworden.
Die rote 221 145 ist nach der gelben 221 106 und der blauen 221 136 nun
die dritte Farbvariante der V200.1 bei der EGP, die hier festgehalten
werden konnte. Es gibt zwar noch weitere Farbvarianten der zur V270
modernisierten V200.1 bei anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen, doch
kommen diese in der Regel nicht hier zum Einsatz.
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Beim Wechsel des Standortes in Richtung Weisen begegnete dem Fotografen ein von der Voith-Maxima 1264 009 der Nordic Rail Service GmbH (NRS) bespannter Baustoffzug gen Osten, welcher nach kurzer Nachfrage (danke!)
nach Falkenhagen verkehren sollte. Als dankbares Ziel kam der Bü
Freyensteiner Chaussee in den Sinn, welcher als einer von aktuell noch
zwei Bahnübergängen in Pritzwalk über WSSB-Technik verfügt. Hier
passiert der Zug vor der Kulisse des markanten BARO-Landhandels –
welcher seinen abgebauten Gleisanschluss reaktivieren möchte – den
Bahnübergang, an dem die Zeit 30 Jahre stehengeblieben zu sein scheint.
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Nach
dem Güterzugreigen überlegte der Fotograf, was nun? Die Strecke nach
Putlitz ist seit rund vier Jahren stillgelegt, Ende Juli 2016 fuhr mit
Übergang der Busverkehre von der die Strecke Pritzwalk – Putlitz
stützenden Verkehrsgesellschaft Prignitz mbH (VGP) auf die ARGE Prignitzbus
der letzte Zug nach Putlitz. Im Herbst 2016 wurden noch einzelne
Sonderfahrten auf der Strecke veranstaltet, im Januar 2017 endete mit
einer Sonderfahrt einer Ferkeltaxe der BR 772 leise und endgültig der
Verkehr auf der Strecke, die danach westlich Pritzwalk West
gesperrt wurde.
Zum 11. Juni 2018 wurde die dauernde Einstellung des Verkehrs auf der
Strecke zwischen Pritzwalk West und Laaske genehmigt. So wurde die in
den letzten 15 Jahren oft Ziel gewesene Strecke heute noch einmal ohne
Zugverkehr bereist.
Der Bahnhof Putlitz sieht auch heute noch so aus, als könnte jederzeit
der Zug aus Pritzwalk einfahren. Man wird allerdings vergeblich darauf
warten. Ganz unmöglich ist es jedoch nicht, denn bis zum
nächsten Haltepunkt – Laaske – ist die Strecke formell nicht
stillgelegt und könnte befahren werden. Im Schuppen in Putlitz sind
auch noch einige Fahrzeuge hinterstellt, neben einem
Doppelstockschienenbus der BR 670 auch einzelne Kleinloks, in die vor
einigen Monaten Leben einkehrte und das Bahnhofsgelände
befuhren.
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Dieser
Januarmorgen 2016 war klirrekalt mit fast minus 20 Grad. Der damals meist auf
der Strecke verkehrende 798 610 steht blubbernd und sicher
wohlig warm beheizt im Bf Putlitz zur Abfahrt nach Pritzwalk bereit. Weitere Fotos des Tages finden sich hier.
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Laaske
ist heute der Endpunkt der rechtlich befahrbaren Strecke nach
Pritzwalk. Der Haltepunkt wirkt auch heute noch fast wie gestern
verlassen.
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Fünf Andreaskreuze warnen vor dem nahenden Zuge. Doch seit vier Jahren nähert sich kein Zug mehr.
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Im
Oktober 2016 fand bei herbstlicher Witterung eine Fotofahrt mit dem
langjährigen Stammfahrzeug 798 610 statt, hier in Laaske bei einem der
wenigen sonnigen Momente. Weitere Fotos des Tages finden sich (nicht nur aus Laaske) hier.
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Der
Hp Jakobsdorf liegt abseits vom winzigen Dorf, welches heute zu Putlitz
gehört und nur über eine wohl mehrere hundert Jahre alte Knüppelpiste zu
erreichen ist. Ein Zug wird hier wohl nie wieder halten.
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Die Wartehalle hat nur noch ein Teil ihres Daches, aber der Zweck – das Warten auf den Zug – hat sich ohnehin erledigt.
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Im
Mai 2014 stieg zwar – wie eigentlich immer – in Jakobsdorf kein
Reisender zu oder aus, aber die Halle erfüllte noch ihren Zweck. Weitere Fotos dieses Tages (nicht nur aus Jakobsdorf) hier.
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In
Groß Langerwisch hatte sich noch lange ein Ladegleis gehalten, welches
längst nicht mehr genutzt wurde. Anlässlich von Dampfzugfahrten kurz
vor dem endgültigen Strecken-Aus wurde das Gleis nochmals
freigeschnitten und befahrbar gemacht. Abgesehen von der fehlenden
Vegetationspflege und den fehlenden Andreaskreuzen sieht es hier auch
noch aus wie 2016.
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Doch nach Betrieb sieht das Gleis nicht wirklich aus…
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Im Oktober 2013 kam der im Jahr 2011 überraschend noch einmal hauptuntersuchte 798
667 auf der Strecke zum Einsatz und passiert hier den Bahnsteig von
Groß Langerwisch. Ab 2014 kam der 798 667 nach einem Schaden nicht mehr
zum Einsatz. Weitere Fotos des Tages finden sich hier.
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Hier
kommt auch physisch kein Zug mehr des Weges. Dicht eingewachsen
die Einfahrt in den bekanntesten Punkt der Strecke, Kuhbier.
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2014/15
wurde nach Fertigstellung der ausgebauten B189 die Dorfstraße in
Kuhbier umfassend saniert, bis dahin bestand die Straße aus
Kopfsteinpflaster – zuletzt auf 30 km/h beschränkt und beliebter Ort
von Blitzern… Rund ein Jahr nach Fertigstellung der sanierten Straße
und des – abgesehen von der WSSB-Sicherungstechnik – erneuerten
Bahnübergangs wurde der Zugverkehr eingestellt und mit förmlicher
Stilllegung der Strecke auch die WSSB-Technik abgebaut.
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Zwei
Monate vor Ende des planmäßigen Zugbetriebes knatterte der 798 610 wie
gewohnt durch die Prignitz, in Kuhbier hat eine Reisende den Zug verlassen. Weitere Fotos des Tages hier.
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Lange
war fraglich, ob die Brücke der ausgebauten B189 über die
Strecke nach Putlitz noch Zugbetrieb erleben wird. Zunächst sah es
nicht danach aus, da die Strecke 2012 wieder einmal vor dem
nun endgültigen Ende stand. Im November 2013 wurde die Umfahrung
Kuhbier
eröffnet und die Bahn fuhr immer noch. Im Jahr 2020 seit vier
Jahren
nun nicht mehr.
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Frisches Grün im Mai 2016, zwei Monate vor dem Ende des Zugbetriebes. 798 610 fährt gen Pritzwalk.
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Der
Bü Giesensdorfer Straße am Stadtrand von Pritzwalk war am Ende der das
Streckenende bestimmende Faktor, da der Bahnübergang noch mit
der WSSB-Technik arbeitete und diese eigentlich seit 2010 nicht
mehr zulässig ist. Nur über befristete Ausnahmegenehmigungen waren die
einzelnen Bü-Anlagen seitdem noch betreibbar und für den Bü
Giesensdorfer Weg zwingend eine Lösung zu finden.
Der Haltepunkt Pritzwalk West wurde von der Prignitzer Eisenbahn (PEG)
zur besseren Anbindung des örtlichen Gymnasiums gebaut und zum
Schuljahr 2007/08 im August 2007 eröffnet. VT 43 steht im Hp Pritzwalk West zur Fahrt
nach Meyenburg bereit.
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Die Strecke nach Putlitz war zum Zeitpunkt des Baues durch die
Abbestellung der Strecke durch den Verkehrsverbund
Berlin-Brandenburg (VBB) außer Betrieb, so dass die Züge nach Eröffnung westlich des
neuen Haltepunktes wendeten (Pritzwalk Schaltstrecke bei km 2,18).
Kurze Zeit später wurde über eine Finanzierungsvereinbarung zwischen dem Putlitz-Pritzwalker Eisenbahnförderverein
und der VGP der Betrieb nach Putlitz wieder aufgenommen. Doch
lebte die Strecke nur von der Hand in den Mund und während die
Erneuerung des östlich gelegenen Bü Havelberger Straße durch die
RegioInfra Gesellschaft mbH (RIG)
aufgrund des Haltepunktes Pritzwalk
West mitfinanziert wurde, lehnte die RIG eine Mitfinanzierung des Bü
Giesensdorfer Weg ohne langfristigen Verkehrsvertrag nach Putlitz ab.
Da der neue
Busbetreiber Prignitzbus ohne die Eisenbahn plante, wurden 2018/19 bei
Erneuerung des Bahnübergangs Fakten geschaffen und die Strecke auch
räumlich nicht mehr berücksichtigt.
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Im September 2014 zeichnete
sich das nahende Ende der Strecke allmählich ab, als 798 610 als erste
Nachmittagsleistung nach Putlitz im Hp Pritzwalk West einfährt. Weitere Fotos des Tages in der Prignitz sind hier zu finden.
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Doch
wo Schatten ist, ist auch Licht. Die bis zum Jahr 2000 durchgehende
Strecke Güstrow – Neustadt(Dosse) wurde auf Mecklenburger Seite ab Meyenburg
abbestellt und siecht seitdem auf weiten Teilen vor sich hin. Während
der brandenburgische Streckenteil Neustadt(Dosse) – Kyritz unter der Woche im
Stundentakt bedient wird, stand der Abschnitt zur Landesgrenze in Meyenburg
zeitweise vor der Abbestellung. Die Verbindung Pritzwalk – Kyritz wurde
unter der Woche lange nur mit zwei Zugpaaren bedient. Gelegentlich
verkehren außerplanmäßige Güterzüge über die Verbindung, der
mecklenburgische Abschnitt weist bis heute keinen durchgehend
planmäßigen Verkehr auf – jüngst werden nach einer
Stilllegungsankündigung durch die RIG seitens der mecklenburgischen Kommunalpolitik
Versuche unternommen, Saisonverkehre zu installieren.
Die RIG hat sich nach der Zusage von längerfristigen
Verkehrsbestellungen auf Brandenburger Seite zu ersten Modernisierungsarbeiten an der Strecke
bereit erklärt, welche im Herbst 2019 durchgeführt wurden. In Wutike
und Bölzke wurden die Bahnübergänge automatisiert, die Stellwerke und
Kreuzungsgleise bzw. die Reste des Ladegleises in Wutike zurückgebaut und die Bahnhöfe so endgültig zu
Haltepunkten, nachdem die Kreuzungsgleise seit Jahren nur noch
teilweise benutzbar waren.
LVT/S 504 002 fährt im Abendlicht des wohl letzten Spätsommertages mit
der Spätleistung von Neustadt(Dosse) aus dem Hp Wutike aus. Die
Verbindung
Pritzwalk – Kyritz wird seit April 2020 wochentags viermal in jede
Richtung befahren und gut angenommen. Am Besuchstag war der früher oft
leere Zug gut besetzt. Das Bahnhofsgebäude in Wutike ist verkauft,
wird aktuell umfassend saniert und eingezäunt worden.
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Fotos
in Google Earth |
©
2020 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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