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1. September – Flashback 40 Jahre zurück?
20. September – Die neue Bahn kommt wieder
22. September – Am Tag der Schiene unterwegs

27. September – Mit dem Wismarer KDH T1 nach Boekelo
28. September – Mit der ELNA 5 TWE152 nach Boekelo
29. September – Beide Auswanderer noch einmal unterwegs




Freitag, 27. September 2024 – Mit dem Wismarer KDH T1 nach Boekelo

KDH T1

Die Museumsbahn Haaksbergen – Boekelo der Stichting Museum Buurtspoorweg (MBS) war schon lange Ziel einer Exkursion, um den dort seit 2014 nach einem Neuaufbau wieder betriebsbereiten Wismarer Schienenbus T1 der ehemaligen Kleinbahn Delmenhorst-Harpstedt (KDH) zu besuchen.
Das Fahrzeug ist bis Frühjahr 2014 in Haaksbergen so weitgehend wie möglich in den Auslieferungszustand von 1936 gebracht worden. Der Betrieb in den Niederlanden und auf einer isolierten Strecke macht die Wiederherstellung bzw. Bewahrung des Originalzustandes deutlich einfacher als in Deutschland, wo mindestens ein Dreilichtspitzensignal erforderlich ist, je nach Einsatzstrecke auch eine Ausrüstung mit Zugfunk bzw. Zugbeeinflussung.
Am Besuchstag war das Wetter zunächst noch bedeckt, aber die Prognose für den Tag war deutlich besser, als noch wenige Tage zuvor es zu erwarten war. Der T1 hat das Stadtgebiet von Haaksbergen und fährt nun entlang der rund sieben Kilometer langen und außer Haaksbergen praktisch schnurgeraden Museumsstrecke der MBS nach Boekelo nahe Enschede.

KDH T1

Schon bald kommt die Sonne heraus und das Licht wird zu schönstem Herbstlicht, was die Teilnehmer der Veranstaltung die beiden Tage auch fast durchweg begleiten sollte.
Der Triebwagen wurde im Februar 1936 an die KDH geliefert, der Kaufpreis betrug 26.500 Reichsmark. Zu Beginn des 2. Weltkriegs wurde die vorübergehende Umstellung auf Flaschengas als Treibstoff notwendig.
1949 wurde der T1 nach dem Schema des Niedersächsischen Landeseisenbahnamtes (NLEA) in T148 umnumeriert. Die KDH wurde ab 1951 unter dem Namen Delmenhorst-Harpstedter Eisenbahn (DHE) weitergeführt.
Der Triebwagen wurde in den 50er Jahren mit einer Webasto-Luftheizung ausgestattet, da die Motorwärme nicht ausreichte und auch die Elektroinstallation auf 12 Volt umgestellt wurde. In diesen Jahren fuhr der Triebwagen in der Regel die leicht besetzten Morgen- und Abendfahrten sowie den Betrieb an Sonn- und Feiertagen. Bis 1959 wurde der T148 noch täglich genutzt, ab dann bis noch 1968 als Reservefahrzeug.

KDH T1

Am 22. Februar 1968 übernahm die MBS den Triebwagen von der DHE. Am 22. Juli 1968 fuhr der Triebwagen als Sonderzug von Harpstedt über Delmenhorst, Rheine nach Enschede-Zuid. In den ersten Jahren wurde der Triebwagen als MBS M2 noch gelegentlich von Enschede-Zuid nach Broekheurne gefahren – auf derselben Strecke, auf der zwischen 1933 und dem 2. Weltkrieg ein Wismarer Schienenbus der Ahaus-Enscheder Eisenbahn pendelte.
1972 war die regelmäßige Inbetriebnahme zwischen Enschede und Haaksbergen geplant, dazu kam es nicht mehr. 1973 wurde der Triebwagen mit der neuen Nummer M20 abseits der Betriebsgleise in Haaksbergen abgestellt, um unerwünschten Kontakt mit anderen Fahrzeugen zu verhindern und ab 1986 im Museumsdepot in Boekelo gelagert. 34 Jahre nach der Übernahme durch die MBS wurde der T148 im Jahr 2002 zum Neuaufbau in die Werkstatt genommen, letzte konnten Arbeiten 2015 abgeschlossen werden.
Im Hintergrund ist das Deckungssignal der seit 2001 bestehenden Ladestelle Stepelo zu sehen, welche eine typische Umladestelle der Nebenbahnen von einst darstellen soll.

KDH T1

Was sah 1936 realististisch anders aus, als dieses Motiv? Völlig zeitlos nähert sich der T1 Boekelo.

KDH T1

Motive an einer schnurgeraden Strecke ohne besondere Highlights zu finden, ist nicht einfach. Wenn man einen Großteil der Trasse zu Fuß abläuft, anstelle sich mit dem parallel fahrenden Motiv fortzubewegen, findet man schon den einen oder anderen Baustein, der das zu einem Motiv werden lässt.

KDH T1

Man kann natürlich auch härtere Geschütze auffahren und die parallel führenden Straßen für eine Kombination mit Oldtimern nutzen. Östlich der früheren Salzindustrieanlagen setzt sich rein zufällig ein Messerschmitt Kabinenroller vor den Wismarer Schienenbus, welcher den Bü Oude Deldenerwe passiert hat.
Natürlich passt ein Schienenbus aus der Wismarer Waggonfabrik, welcher die Niederlande nur bis zum 2. Weltkrieg erreichte, nicht im Zustand der frühen Einsatzjahre zum Kabinenroller der 50er Jahre in niederländischem Umfeld. Aber frei jeder Momentaufnahmen ist es ein Szenario, welches beim Wismarer Schienenbus in den 50er Jahren Alltag gewesen wäre.


KDH T1

Güldener G15 trifft auf Kabinenroller und Wismarer Schienenbus. Beim G15 wird die Brücke zum Wismarer Schienenbus schon eng. Der G15 wurde in einem recht engen Zeitraum um das Jahr 1965 gefertigt – zu einem Zeitpunkt, wo die Wismarer Schienenbusse in aller Regel keine betriebliche Rolle mehr spielten.

KDH T1

Baujahr hin oder her – ohne Enthusiasten geht nichts. Weder würden die im Foto zu sehenden Fahrzeuge heute noch zu erleben sein, noch würde es die Trasse der Eisenbahn geben.

KDH T1

Bleiben wird die Begeisterung der Sehleute, die mehr oder minder zufällig den Zeitzeugen von gestern begegnen.

KDH T1

Die MBS scheute keine Kosten und Mühen, den Innenraum des T1 der KDH soweit wie möglich in den Originalzustand zu versetzen, die Polsterbezüge wurden nach historischem Vorbild in Großbritannien nachgefertigt und geben ein gutes Abbild der zeitgenössischen Bezüge wieder.
Typisch auch der Arbeitsplatz des Triebwagenführers, welcher einen einfachen Stuhl vor dem verschließbaren Bedienpult hatte. Bis in die
Vorserie des Nachfolgers, dem Uerdinger Schienenbus vom Typ VT95, zog sich diese Gestaltung fort. Auch in der Serie der Uerdinger Schienenbusse saß der Triebwagenführer noch im Fahrgastraum, er bekam hier immerhin einen fast ausgewachsenen Arbeitsplatz – auch verschließbar.

KDH T1

In Boekelo wurde eine klassische Bahnübergangsszenerie mit Stellwerk aufgebaut, dahinter ein nachgebauter Salzturm. Im Turm am ehemaligen GOLS-Bahnhof ist heute die Touristinformation untergebracht.
Zusammen mit dem Stellwerk bilden beide Holzbauobjekte ein einzigartiges Erscheinungsbild. Sie symbolisieren Boekelo zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als dort die Salzindustrie entstand und der Transport über das örtliche Eisenbahnnetz unerlässlich war. Zur Blütezeit der Salzindustrie gab es in der Landschaft mindestens 75 hölzerne Salzbohrtürme, in den 40er Jahren war der Bf Boekelo viergleisig und weitläufig ausgebaut. Auch heute noch wird Salz in den kleinen, hölzernen Salzbohrhäusern gewonnen, welche über die gesamte Region verstreut sind. Das Unternehmen AKZO Nobel produziert zwei Millionen Tonnen Salz pro Jahr.

KDH T1

Für deutsche Verhältnisse ungewohnt sind die niederländischen Formsignale, welche aus englischen Formsignalen abgeleitet wurden. Der T1 passiert das haltzeigende Vorsignal des Bf Boekelo.

KDH T1

Einge Meter weiter mit dem Güldener G15. Kleines Detail – der Bauer trägt traditionelle aus Holz geschnitzte Schuhe.

KDH T1

Am Bf Zoutindustrie eine Szenerie der früher alltäglichen Ladeszenen.

KDH T1

In den Niederlanden noch üblich, die klassische Dampflok als Warnsymbol vor Bahnübergängen.

KDH T1

Der T1 an der Bachüberquerung der Hagmolenbeek. Von den Wismarer Schienenbussen ist eine erfreuliche Zahl erhalten geblieben – unter anderem beim VVM, bei der AVL, beim DEV, der MEM, der DGEG und bei der Inselbahn Borkum sind Vertreter dieser nach wirtschaftlichen Grundsätzen gebauten Fahrzeuge noch heute zu erleben.

KDH T1

Zentraler Ort der MBS ist der Bf Haaksbergen, wo die Werkstätten und Räumlichkeiten dem Museums sind. Das Bahnhofsgebäude befindet sich im Eigentum des Vereins.

KDH T1

Ausfahrt am Einfahrsignal des Bf Haaksbergen. Der T1 verlässt zu einer zweiten Runde den Bahnhof, der Autor beschränkte sich bei dieser Runde angesichts eines aufziehenden Regengebiets auf die Ausfahrt aus dem Bahnhof mit dem Einfahrsignal mit Wegesignaliserung. In diesem Fall würde der rechte Signalflügel die Einfahrt auf dem geraden Gleis anzeigen, der linke die Einfahrt auf dem nach links abzweigenden Gleis.

Fotos in Google Earth © 2024 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben