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Freitag, 27.
September 2024
– Mit dem Wismarer KDH T1 nach Boekelo
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Die Museumsbahn Haaksbergen –
Boekelo der Stichting Museum
Buurtspoorweg (MBS) war schon lange Ziel einer Exkursion, um den
dort seit 2014 nach einem Neuaufbau wieder betriebsbereiten Wismarer Schienenbus T1 der
ehemaligen Kleinbahn
Delmenhorst-Harpstedt (KDH) zu besuchen.
Das Fahrzeug ist bis Frühjahr 2014 in Haaksbergen so weitgehend
wie möglich in den Auslieferungszustand von 1936 gebracht worden.
Der Betrieb in den Niederlanden und auf einer isolierten Strecke macht
die Wiederherstellung bzw. Bewahrung des Originalzustandes deutlich
einfacher als in Deutschland, wo mindestens ein Dreilichtspitzensignal
erforderlich ist, je nach Einsatzstrecke auch eine Ausrüstung mit
Zugfunk bzw. Zugbeeinflussung.
Am Besuchstag war das Wetter zunächst noch bedeckt, aber die
Prognose für den Tag war deutlich besser, als noch wenige Tage
zuvor es zu erwarten war. Der T1 hat das Stadtgebiet von Haaksbergen
und fährt nun entlang der rund sieben Kilometer langen und
außer Haaksbergen praktisch schnurgeraden Museumsstrecke der MBS
nach Boekelo nahe Enschede.
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Schon bald kommt die Sonne heraus
und das Licht wird zu schönstem Herbstlicht, was die Teilnehmer
der Veranstaltung die beiden Tage auch fast durchweg begleiten sollte.
Der Triebwagen wurde im Februar 1936 an die KDH geliefert, der
Kaufpreis betrug 26.500 Reichsmark. Zu Beginn des 2. Weltkriegs wurde
die vorübergehende Umstellung auf Flaschengas als Treibstoff
notwendig. 1949 wurde der T1 nach dem Schema des Niedersächsischen
Landeseisenbahnamtes (NLEA) in T148 umnumeriert. Die KDH wurde
ab 1951 unter dem Namen Delmenhorst-Harpstedter
Eisenbahn (DHE) weitergeführt.
Der Triebwagen wurde in den 50er
Jahren mit einer Webasto-Luftheizung
ausgestattet, da die Motorwärme nicht ausreichte und auch die
Elektroinstallation auf 12 Volt umgestellt wurde. In diesen Jahren fuhr
der Triebwagen in der Regel die leicht besetzten Morgen- und
Abendfahrten sowie den Betrieb an Sonn- und Feiertagen. Bis
1959 wurde der T148 noch täglich genutzt, ab dann bis noch 1968
als Reservefahrzeug.
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Am 22.
Februar 1968 übernahm die MBS den Triebwagen von der DHE.
Am 22. Juli 1968 fuhr der Triebwagen als Sonderzug von Harpstedt
über
Delmenhorst, Rheine nach Enschede-Zuid. In den ersten Jahren wurde der
Triebwagen als MBS M2 noch gelegentlich von Enschede-Zuid nach
Broekheurne gefahren – auf derselben Strecke, auf der zwischen 1933 und
dem 2. Weltkrieg ein Wismarer Schienenbus der Ahaus-Enscheder Eisenbahn
pendelte.
1972 war die regelmäßige Inbetriebnahme zwischen Enschede
und
Haaksbergen geplant, dazu kam es nicht mehr. 1973 wurde der Triebwagen
mit der neuen Nummer M20 abseits der Betriebsgleise in Haaksbergen
abgestellt, um unerwünschten Kontakt mit anderen Fahrzeugen zu
verhindern und ab 1986 im Museumsdepot in Boekelo gelagert. 34 Jahre
nach der Übernahme durch die MBS wurde der T148 im Jahr 2002 zum
Neuaufbau in die Werkstatt genommen, letzte konnten Arbeiten 2015
abgeschlossen werden.
Im Hintergrund ist das Deckungssignal der seit 2001 bestehenden
Ladestelle Stepelo zu sehen, welche eine typische Umladestelle der
Nebenbahnen von einst darstellen soll.
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Was sah 1936 realististisch anders
aus, als dieses Motiv? Völlig zeitlos nähert sich der T1
Boekelo.
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Motive an einer schnurgeraden
Strecke ohne besondere Highlights zu finden, ist nicht einfach. Wenn
man einen Großteil der Trasse zu Fuß abläuft, anstelle
sich mit dem parallel fahrenden Motiv fortzubewegen, findet man schon
den einen oder anderen Baustein, der das zu einem Motiv werden
lässt.
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Man kann natürlich auch
härtere Geschütze auffahren und die parallel führenden
Straßen für eine Kombination mit Oldtimern nutzen.
Östlich der früheren Salzindustrieanlagen setzt sich rein
zufällig ein Messerschmitt
Kabinenroller vor den Wismarer Schienenbus, welcher den
Bü Oude Deldenerwe passiert hat.
Natürlich
passt ein Schienenbus aus der Wismarer Waggonfabrik,
welcher die Niederlande nur bis zum 2. Weltkrieg erreichte, nicht im
Zustand der frühen Einsatzjahre zum Kabinenroller der 50er
Jahre in niederländischem Umfeld. Aber frei jeder Momentaufnahmen
ist es ein Szenario, welches beim Wismarer Schienenbus in den 50er
Jahren Alltag gewesen wäre.
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Güldener G15 trifft auf
Kabinenroller und Wismarer Schienenbus. Beim G15 wird die Brücke
zum Wismarer Schienenbus schon eng. Der G15 wurde in einem recht engen
Zeitraum um das Jahr 1965 gefertigt – zu einem Zeitpunkt, wo die
Wismarer Schienenbusse in aller Regel keine betriebliche Rolle mehr
spielten.
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Baujahr hin oder her – ohne Enthusiasten
geht nichts. Weder würden die im Foto zu sehenden Fahrzeuge
heute noch zu erleben sein, noch würde es die Trasse der Eisenbahn
geben.
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Bleiben wird die Begeisterung
der Sehleute, die mehr oder minder zufällig den Zeitzeugen von
gestern begegnen.
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Die MBS scheute keine Kosten und
Mühen, den Innenraum des T1 der KDH soweit wie möglich in
den Originalzustand zu versetzen, die Polsterbezüge wurden nach
historischem Vorbild in Großbritannien nachgefertigt und geben
ein gutes Abbild der zeitgenössischen Bezüge wieder.
Typisch auch der Arbeitsplatz des Triebwagenführers, welcher einen
einfachen Stuhl vor dem verschließbaren Bedienpult hatte. Bis in
die Vorserie
des Nachfolgers, dem Uerdinger
Schienenbus vom Typ VT95,
zog sich diese Gestaltung fort. Auch in der Serie der Uerdinger
Schienenbusse saß der Triebwagenführer noch im Fahrgastraum,
er bekam hier immerhin einen fast ausgewachsenen Arbeitsplatz – auch
verschließbar.
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In Boekelo wurde eine
klassische Bahnübergangsszenerie mit Stellwerk aufgebaut,
dahinter ein nachgebauter Salzturm. Im Turm am ehemaligen GOLS-Bahnhof
ist heute die Touristinformation untergebracht.
Zusammen mit dem Stellwerk bilden beide Holzbauobjekte ein
einzigartiges Erscheinungsbild. Sie symbolisieren Boekelo zu Beginn des
20. Jahrhunderts, als dort die Salzindustrie entstand und der Transport
über das örtliche Eisenbahnnetz unerlässlich war. Zur
Blütezeit der Salzindustrie gab es in der Landschaft mindestens 75
hölzerne Salzbohrtürme, in den 40er Jahren war der Bf Boekelo
viergleisig und weitläufig ausgebaut. Auch heute noch wird Salz in
den kleinen, hölzernen Salzbohrhäusern gewonnen, welche
über die gesamte Region verstreut sind. Das Unternehmen AKZO Nobel produziert zwei
Millionen Tonnen Salz pro Jahr.
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Für deutsche Verhältnisse
ungewohnt sind die niederländischen Formsignale, welche aus
englischen Formsignalen abgeleitet wurden. Der T1 passiert das
haltzeigende Vorsignal des Bf Boekelo.
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Einge Meter weiter mit dem
Güldener G15. Kleines Detail – der Bauer trägt traditionelle
aus Holz geschnitzte Schuhe.
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Am Bf Zoutindustrie eine Szenerie
der früher alltäglichen Ladeszenen.
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In den Niederlanden noch
üblich, die klassische Dampflok als Warnsymbol vor
Bahnübergängen.
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Der T1 an der Bachüberquerung
der Hagmolenbeek. Von den
Wismarer Schienenbussen ist eine erfreuliche
Zahl erhalten geblieben – unter anderem beim VVM, bei
der AVL, beim DEV, der MEM, der DGEG
und bei der Inselbahn Borkum
sind
Vertreter dieser nach wirtschaftlichen Grundsätzen gebauten
Fahrzeuge noch heute zu erleben.
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Zentraler Ort der MBS ist der Bf
Haaksbergen, wo die Werkstätten und Räumlichkeiten dem
Museums sind. Das Bahnhofsgebäude befindet sich im Eigentum des
Vereins.
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Ausfahrt am Einfahrsignal des Bf
Haaksbergen. Der T1 verlässt zu einer zweiten Runde den Bahnhof,
der Autor beschränkte sich bei dieser Runde angesichts eines
aufziehenden Regengebiets auf die Ausfahrt aus dem Bahnhof mit dem
Einfahrsignal mit Wegesignaliserung. In diesem Fall würde der
rechte Signalflügel die Einfahrt auf dem geraden Gleis anzeigen,
der linke die Einfahrt auf dem nach links abzweigenden Gleis.
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Fotos
in Google Earth |
©
2024 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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