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1. September – Flashback 40 Jahre zurück?
20. September – Die neue Bahn kommt wieder
22. September – Am Tag der Schiene unterwegs

27. September – Mit dem Wismarer KDH T1 nach Boekelo
28. September – Mit der ELNA 5 TWE152 nach Boekelo
29. September – Beide Auswanderer noch einmal unterwegs




Sonnabend, 28. September 2024 – Mit der ELNA 5 TWE152 nach Boekelo

TWE 152

Am Folgetag stand die TWE 152 im Mittelpunkt des Besuchs. Hier steht die Lok am Bahnbetriebswerk der MBS zum Wassernehmen bereit. Die Lok gehört zur Reihe ELNA 5. ELNA selbst steht für Engerer Lokomotiv-Normen-Ausschuß. ELNA 5 ist die Bezeichnung für eine Reihe von Tenderlokomotiven, die nach den Normen des ELNA gebaut wurden. Die ELNA 5 haben die Achsfolge 1’C, sind für den leichten Streckendienst ausgelegt und erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h.

TWE 152

Die TWE 152 setzt an den Personenzug, im Vordergrund weitere Wagen des umfangreichen Bestandes der MBS an Personen- und Güterwagen. Ab 1919 wurden Entwürfe für verschiedene Lokomotivtypen für Klein- und Privatbahnen erarbeitet. Viele Klein- und Privatbahnen waren in dieser Zeit gezwungen, ihren überalterten Fahrzeugpark zu modernisieren. Der ELNA versuchte, durch Vereinheitlichung der Lokomotiven die Beschaffungs- und Instandhaltungskosten zu senken sowie dem Bahnbetrieb preiswerte und robuste Maschinen zur Verfügung zu stellen.
Gebaut wurden die ELNA-Dampflokomotiven von 1922 bis 1946. Da die wirtschaftliche Lage vieler Bahnen kritisch war, wurden insgesamt nur etwa 150 Maschinen bei zehn Herstellern gebaut, bis auf fünf Stück alle als Heißdampflokomotiven. Die meisten Lokomotiven wurden ab 1925 bis etwa zur Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929 gebaut. Der Anteil der ELNA-Lokomotiven lag 1944 bei deutschen Kleinbahnen bei etwa 20 Prozent. Heute sind noch sieben ELNA-Vertreter erhalten, gut die Hälfte davon in fahrfähigem Zustand.

TWE 152

Bereit zur Abfahrt nach Boekelo. Dem Bahnhofsareal sieht man die touristische Prägung der Museumsbahn deutlich an.

TWE 152

Hinter Haaksbergen zierte sich die Sonne noch etwas. Prächtig aber bereits die Dampfentwicklung am Morgen.

TWE 152

Die bei der MBS erhaltene Lok wurde 1927 bei der Teutoburger Wald-Eisenbahn (TWE) unter der Nummer 19 in Dienst gestellt und nach dem Krieg in TWE 152 umgezeichnet. Die Lokomotive wurde 1956 an die Kleinbahn Kaldenkirchen-Brüggen (KKB) verkauft. Nachdem sie 1959 einige Tage bei der Kleinbahn Beuel-Großenbusch gedient hatte, wechselte sie im April des Jahres zur Jülicher Kreisbahn und kam dort noch bis 1972 zum Einsatz.
Im selben Jahr kam die Lokomotive als größte Dampflokomotive in der MBS-Sammlung nach Haaksbergen und wurde dort zunächst als Lok 3 bezeichnet. 1973 kam sie nur einmal unter Dampf zum Einsatz, bevor sie 1975 in die Werkstatt der Bentheimer Eisenbahn (BE) in Neuenhaus überführt wurde, wo MBS-Mitarbeiter mit der Generalüberholung begannen – die Arbeiten kamen 1977 aus finanziellen Gründen zum Erliegen. Die BE benötigte den Werkstattplatz anschließend selbst, die teilüberholte Lokomotive wurde nach Haaksbergen überführt und an verschiedenen Stellen an der Museumsbahn gelagert.


TWE 152

Die rasche Folge von Sonnen- und Wolkenabschnitten brachte die eine oder andere recht dramatische Lichtstimmung ins Motiv. Hier die TWE 152 zusammen mit einem Heinkel Kabinenroller. Die Heinkel Kabine der Ernst Heinkel AG wurde zwischen 1956 und 1958 in Speyer gefertigt, ehe die Produktion parallel zu einer Linzenzfertigung in Argentinien aus Kostengründen nach Irland ausgelagert wurde. 1961 wurden alle Pläne, Maschinen und Rechte nach England an die Fa. Trojan verkauft, welche die Modelle noch bis 1965 fertigte.

TWE 152

1993 wurde die Überholung der 152 TWE in Eigenregie wieder aufgenommen und knapp zwei Jahre später abgeschlossen. Bei der Restaurierung tauschte die Lokomotive ihr klassisches schwarz-rotes Erscheinungsbild gegen eine blau-schwarze Lackierung – die Lokomotiven der MBS sind traditionell recht farbenfroh gestaltet. 1995 wurde die Lok in Anlehnung an die Bauart „ELNA 5“ unter der Nummer 5 in Dienst gestellt. Inzwischen orientiert sich die MBS an historischen Bezeichnungen und Farbgebungen – bei der Zwischenuntersuchung im Winter 2011/12 wurde die Lokomotive in einem ersten Schritt u.a. mittels vier Lokschildern wieder als TWE 152 beschriftet. Die 152 TWE erreicht Boekelo. Die Lokomotive wurde Ende 2015 wegen einer Kesselüberholung außer Betrieb genommen, der Kessel wurde bei Stork Thermeq in Hengelo mit einer neuen Rauchkammer, neuer Rauchkammertür und Rauchrohren ausgestattet, ab 2021 wurde die Lokomotive im Zuge der anstehenden Generalüberholung weiter zerlegt.
Um das historische Erscheinungsbild wiederherzustellen, wurden einige bauliche Umrüstungen vorgenommen. Nach der Überholung wurde die Lokomotive in ihrer ursprünglichen schwarz-roten Farbgebung wieder in Dienst gestellt, aktuell fehlt nur noch die Wiederinstallation der Sandfallrohre.


TWE 152

Das dargestellte Zeitfenster der zweiten Hälfte der 50er Jahre ist auf diesem Motiv perfekt getroffen. Die Lok fuhr seinerzeit bei der TWE und die Wagen fuhren überwiegend in ihren dargestellten Bauzuständen bei verschiedenen Privatbahnen in Deutschland. Die Borgward Isabella wurde 1954 bis 1962 in Bremen-Sebaldsbrück gebaut, ehe das Unternehmen 1961 Konkurs anmelden musste und vom Markt verschwand.

TWE 152

Entlang des Zoutindustrieweges.

TWE 152

Am Bahnübergang Oude Deldenerweg der aus Personen- und Güterwagen deutscher Herkunft gebildete Zug. Hinter der Lok lief der 1911 von Herbrand für die Kiel-Schönberger Eisenbahn (KSch) gebaute Wagen MBS 38. Der Wagen war bis 1937 bei der KSch im Einsatz und wurde dann an die Kleinbahn Kassel-Naumburg (KCN) verkauft, er erhielt dort die Wagennummer Ci 8. 1969 wurde der Wagen an die an die MBS verkauft. Der Wagen verfügt über 54 Sitzplätze und wurde 1987/88 komplett restauriert. Im Sommer 2012 wurde der Wagen in den Farben und mit den Aufschriften neu lackiert, wie er bei seinem zweiten Besitzer zwischen Kassel und Naumburg im Einsatz war.
Der zweite Wagen war der Wagen MBS 37, dieser wurde 1889 bei der WUMAG in Görlitz für die Braunschweig-Schöninger Eisenbahn (BSE) gebaut und dort als Ci 3 bezeichnet. 1952 wurde der Wagen an die Butzbach-Licher Eisenbahn (BLE) verkauft und in den Jahren 1955/56 umfangreich modernisiert. Der Wagen erhielt auf einem verlängertem Rahmen einen komplett neuen Wagenkasten und die Nummer 27. 1971 wurde der Wagen an die MBS verkauft, wo er nach einer ersten Überholung 1972 unter der Nummer C37 in Dienst gestellt wurde.
Der Wagen MBS 36 wurde 1901 von Beuchelt&Co in Grünberg in Schlesien ebenfalls für die BSE gebaut. Hier erhielt er die Nummer Ci 32 und wurde 1952 an die BLE verkauft. In den Jahren 1955/56 wurde auch dieser Wagen von der Werkstatt Butzbach-Ost umgebaut, erhielt einen neuen Wagenkasten sowie fortan die Nummer 26. 1971 kam der 50 Sitzpläze bietende Wagen zur MBS.
Der Wagen MHE 16 wurde 1905 von Van der Zypen & Charlier in Köln für die Meppen-Haselünner Eisenbahn (MHE) als Post-Gepäckwagen gebaut und bis 1953 als Post-Gepäckwagen bei der MHE eingesetzt. In diesem Jahr wurde der Wagen zu einem Werkstattwagen umgebaut und 1971 an die MBS verkauft.
2012/13 wurde der Wagen in den Originalzustand mit Post- und Gepäckabteilung
zurückversetzt, die Türen zum Postfach wurden anhand alter Fotos rekonstruiert. Zusätzlich erhielt der Wagen Trittbretter über die gesamte Karosserielänge zurück und wurde in der ursprünglichen Farbgebung braun und grün lackiert. Das Dach, das sich in einem schlechten Zustand befand, wurde ersetzt und der Innenraum des Wagens wurde soweit wie möglich dem Auslieferungszustand entsprechend vervollständigt.
Der Wagen BK 510 wurde zwischen 1900 und 1910 für die Bentheimer Kreisbahn AG (BK) gebaut. Hersteller und Baujahr sind unbekannt. Der Wagen war stets im Dienst der ab 1924 Bentheimer Eisenbahn genannten Bahn und verkehrte in den 50er Jahren auch auf der AEE-Strecke Ahaus – Enschede. Ab 1972 war der Wagen in Haaksbergen zuhause und wurde zunächst hauptsächlich für Arbeitszüge genutzt. Der Wagen wurde im Frühjahr 2009 überholt und am 29. Mai 2009 zeitgleich mit der Cockerill (Lok 2) in Dienst gestellt.
Der Wagen KB G1 wurde 1900 von der Waggonfabrik Uerdingen für die Kleinbahn Kaldenkirchen-Brüggen (KKB)
als Post- und Gepäckwagen mit der Nummer PwPost 1 gebaut und bis 1930 als Packwagen bei der KKB eingesetzt. Später erhielt er die Nummer G1 bzw. G21. Im Jahr 1930 wurde er in einen Lager- und Unterkunftwagen umgewandelt. 1990 ging der Wagen in den Besitz der MBS über und befindet sich seit 2001 im Museumsdepot Boekelo. Im Zeitraum 2014 bis 2016 wurde dieser typische lokale Eisenbahnwaggon mithilfe großzügiger Spenden komplett restauriert.

TWE 152

Die Strecke zwischen Boekelo und dem Ortsrand Haaksbergen ist schnurgerade, im Hintergrund die ab dem Bf Zoutindustrie vorhandenen Telegrafenleitungen.

TWE 152

Wenige Meter weiter, anderer Bildrahmen.

TWE 152

Am Goorseveldweg passiert der Zug eine Wiese, die dort grasenden Schafe zogen es vor, sich in den Schatten zu verziehen.

TWE 152

Der Zug hat die Stadtgrenze Haaksbergen passiert und der am Vortag noch teils zugewachsene Graben ist beräumt worden und lädt zu einem Spiegelungsmotiv ein.

TWE 152

An der Überführung über die Hagmolenbeek.

TWE 152

Angekommen im Bf Haaksbergen. Nach dem Wassernehmen der Lok wird der Zug nochmals eine Runde nach Boekelo fahren und abendliche Motive ermöglichen.
In den Niederlanden werden traditionell auch Güterwagen erhalten, die Bestandteil der Museen sind. In Deutschland ist es nicht selten so, dass zwar Einzelexemplare erhalten werden, diese aber zum Teil jahrzehntelang unbeachtet in der Ecke stehen. Links ein Flachwagen, beladen mit drei Kabeltrommeln.


TWE 152

Vor der Kulisse des Schornsteins der 1888 erbauten Bleicherei des Textilherstellers Van Heek verlässt der Zug Boekelo. Das Fabrikgelände wurde nach seiner Aufgabe im Jahr 2004 zum einem Wohnviertel umgestaltet.
Nachstellen sollte man dieses Motiv ohne Absprache mit den Eigentümern der Wiese nicht – ein Betreten abgezäunter Wiesen wird in den Niederlanden als Hausfriedensbruch geahndet, wie dort insgesamt deutlich strengere Betretungsregeln der Natur wie Waldgebieten als in Deutschland gewohnt gelten.

TWE 152

Hinter der TWE 152 der von der Kleinbahn AG Kiel-Schönberg stammende MBS 38 – der Wagen verfügt über seinen originalen Wagenkasten von 1911, während die Wagen MBS 36 und 37 in den 50er Jahren bei der BLE neue Wagenkästen erhalten hatten.

TWE 152

Entlang der Straße Geukerdijk und nahe des Bachlaufs Hagmolenbeek ein letztes Sonnenmotiv des Fotozuges, ehe ein dichtes Wolkenfeld die Sonne für den Rest der Fahrt hinter Wolken verschwinden ließ. Den Aktiven der MBS ein großes Danke für die Durchführung der Fahrten am Freitag und Sonnabend, parallel zu den regelmäßig durchzuführenden Regel- und Sonderfahrten. Gerade der Wismarer Schienenbus T1 wird gehegt und gepflegt und ist außerhalb der wenigen Einsatztage im Jahr nicht außerhalb der Wagenhallen zu erleben.

Fotos in Google Earth © 2024 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben