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Sonnabend, 28. Januar 2017
– Von Klassikern in die Moderne
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Dieser Tage ist der jährliche
Resturlaub und passend dazu bot es sich an, für ein paar Tage nach
Berlin zu fahren. Die Zeiten der regelmäßigen Touren nach
Berlin sind
etwas länger her, aber interessante Fotothemen lassen sich auch
heute
noch finden.
Am Sonnabend strahlte über Berlin die Sonne, so dass vor dem
nachmittäglichen Termin die Schöneicher Straßenbahn
angesteuert wurde.
Die oft im Schatten der mit Gotha-Zweiachsern betriebenen Woltersdorfer
Straßenbahn stehende Überlandstraßenbahn in
Schöneiche hat einen nicht
minder interessanten Wagenpark im Bestand. Drei aus Cottbus
übernommene
Tatrazüge vom Typ KTNF6 mit Niederflurmittelteil werden
ergänzt durch
drei aus Heidelberg stammende hochflurige
Düwag-GT6, welche in Schöneiche aufgearbeitet worden sind.
Im sonnabendlichen 30-Minutentakt reichen zwei Triebwagen für die
planmäßigen Umläufe, welche bevorzugt mit
Niederflurfahrzeugen bestückt
werden. So passiert hier der KTNF6 27 die Haltestelle Am Goethepark.
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Die Puschkinstraße in
Schöneiche hat
sich in den letzten Jahrzehnten kaum verändert. Zahlreiche
Einfamilienhäuser säumen die Straße. Eigentlich
würde man in einem Dorf
dieser Größe keine Straßenbahn erwarten, doch hat sich
die Schöneicher
Straßenbahn in der DDR als gute Anbindung an die Berliner S-Bahn
halten
können, stand aber immer wieder – auch nach der Wende – vor der
Stilllegung
Nachdem die bis zum Jahr 2000 vier kommunalen Gesellschafter angesichts
verschlechterter Haushaltslagen keine Möglichkeit einer
ausreichenden
Finanzierung mehr sahen, ist bei der Schöneicher-Rüdersdorfer
Straßenbahn GmbH (SRS) seit dem 1. Januar 2001 die Niederbarnimer Eisenbahn AG (NEB)
zu 70 Prozent Mehrheitsgesellschafter. Daneben halten die Gemeinden
Schöneiche und Rüdersdorf weiter je 15% an der Gesellschaft.
Die
aktuelle Konstellation ist bis zum Jahresende 2024 durch einen
Verkehrsvertrag abgesichert.
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Zwei Umläufe reichen bei
kurzen
Wendezeiten von nur wenigen Minuten nicht als ganztägige
Bestückung
aus. Gegen 10.40 Uhr rückt an Sonnabenden ein dritter Kurs aus dem
Betriebshof aus, welcher in Friedrichshagen einen der beiden
Niederflurumläufe ablöst. Hierfür wird
üblicherweise einer der
Düwag-GT6 eingesetzt. Heute war es der üblicherweise als
Fahrschul-Tw
vorgehaltene Tw 43, welcher vom Betriebshof nach Friedrichshagen
ausrückte und die Hst Rahnsdorfer Straße ohne Halt durchfuhr.
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Tw 28 passiert die Schöneicher
Dorfstraße auf dem Weg nach Friedrichshagen.
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In Schöneiche hat der Tw 43
die Hst
Dorfaue erreicht. Auf den ersten Blick noch recht verträumt,
entsteht
links auf der Freifläche aktuell ein Neubau.
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Beim Blick um 180 Grad gedreht hat
die Neuzeit Schöneiche längst erreicht. Immerhin rechts noch
eine der
inzwischen seltenen Telefonzellen, bzw. was von der "Zelle" übrig
geblieben ist.
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Für eine weitere Wanderung
nach
Rüdersdorf fehlte die Zeit, von daher sollte es mit dem Düwag
wieder
gen Berlin gehen, zuvor ein passendes Motiv gesucht. Beim aktuellen
Sonnenstand geht es nicht ganz ohne Schatten. Mangels Fahrgästen
fuhr
der Zug ohne Halt durch und der Fotograf hatte noch einmal 30 Miunten
Zeit. Gut, war eh großzügig geplant... :-)
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Nach dem Wiedereinsetzen des
zweiten Niederflurumlaufes mit neuem Personal blieb der Düwag-Kurs
auf
Strecke und ermöglichte dem eingesetzten Personal eine Pause in
Friedrichshagen. So war noch eine Aufnahme des Tw 43 bei der Ausfahrt
aus Friedrichshagen möglich.
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Anschließend folgte der
Wechsel
nach Schöneweide, zum Hp Betriebsbahnhof Schöneweide. Hier
ist einer
der letzten noch mit Aufsicht besetzten Bahnsteige der Berliner S-Bahn.
Ein Dreiviertelzug der BR 480 fährt in den Haltepunkt ein. Die
Einsatzmöglichkeiten der Baureihen 480 und 485 haben sich mit
Einführung der neuen Zugsicherungstechnik ZBS deutlich reduziert.
Sie
kommen nur noch auf den Linien zum Einsatz, die ab 2023 nach dem neuen
Verkehrsvertrag für den S-Bahnring betrieben werden und dann durch
neue
Züge der BR 483/484 ersetzt werden. Einzelne
Erhaltungsmaßnahmen sind
an den "Altfahrzeugen" bis 2023 noch erforderlich. Neben neuen
Stromrichtern erhalten die 480 derzeit auch eine neue
Spitzenbeleuchtung mit integrierten Fernscheinwerfern. Ein solcher Zug
fährt in den Betriebsbahnhof Schöneweide ein.
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In den Hp Betriebsbahnhof
Schöneweide fährt ein Zug der BR 485/885 ein. Heute
klassisches Gesicht
der Berliner S-Bahn, war die Gestaltung anno 1980 (Prototypen) bzw.
1987 (Vorserienfahrzeuge) ein
völlig neues Gesicht auf Berliner
S-Bahngleisen und basierend auf den damals bei LEW Hennigsdorf
üblichen
Baugrundsätzen.
Warum diese Abhandlung zu neuen Formen? Berlins S-Bahn steht vor der
Neubeschaffung von insgesamt 106 Fahrzeugen der BR 483/484. Nach dem
Ausschluss vom Bombardier als
klassischen Lieferanten Berliner S-Bahnfahrzeuge entschied die Fa. Stadler die Ausschreibung
für
sich und setzt bei der Gestaltung ihre aktuelle Formsprache ein, wie
sie auch für die neuen Berliner U-Bahnwagen vom Typ IK und die
neuen
Wuppertaler Schwebebahnwagen zur Anwendung kommt. Nach der Vorstellung
der neuen S-Bahnform ging ein Aufschrei durch Berlin und eine teils
hitzige Diskussion entbrannte. Inzwischen wurde die Farbgestaltung
etwas geändert und die S-Bahn Berlin bietet Interessierten einen
Besuch
des Mock-Up-Modells aus Holz an, um sich selbst ein Urteil zu bilden.
Zu diesem Zweck weilte der Fotograf nun auch in Schöneweide.
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Als Einstiegsfoto nutze ich ein
Foto des Mock-Ups mit zwei von drei bisher beschlossenen
Modifizierungen. Diese waren am Besuchstag leider noch nicht am
1:1-Modell umgesetzt, so dass der PC etwas nachhelfen musste. Die
unteren Frontformteile bekommen künftig die klassische rote Farbe
und
der Zugzielanzeiger soll statt der gelben LCD-Anzeigen weiße
LED-Anzeigen bekommen, die auch bei praller Sonne gut erkennbar (aber meist kaum fotografierbar, das
moderne Leid der Fotografen...) sind.
Wer zwischen den beiden Fotos des 485 und des 483-Modells wechselt wird
feststellen, dass der Unterschied der Formsprache vielleicht gar nicht
so groß ist und eben auch 30 Jahre Zeitunterschied abbildet. Und
die
Zeiten der Konstruktion der BR 480, wo die klassische Form der
Stadtbahner in die Konstruktion einfloss, sind nun auch über 30
Jahre
her. Ein Bruch mit der klassischen Berliner Farbgebung inklusive
schwarzer Zierlinien, 1998 nach großem Medientamtam an den
Neubauzügen
der BR 481/482 durchgesetzt, ist letztlich konsequent – die rot/gelbe
Farbe an sich ist im Verkehrsvertrag festgeschrieben.
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Aktuell zeigt das Mock-Up noch die
ursprüngliche Gestaltung der Fa. Stadler, bei der nicht wenige bei
der
Frontgestaltung meinten, dass da auch eine BVG-U-Bahn kommen
könnte.
Neben den bereits beschriebenen und animierten Änderungen erhalten
die
483/484 auch noch Fernscheinwerfer, die zunächst nicht
berücksichtigt
waren und dem 481 bis heute fehlen.
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Moderiert werden die aktuellen
Führungen – welche innerhalb eines Tages ausgebucht waren – von
Ingo
Ruff, dessen Stimme wohl jedem Nutzer von Nahverkehrsfahrzeugen der DB
vertraut sein dürfte – spricht er doch seit über 20 Jahren
die
Zugansagen in den Regionalzügen und S-Bahnen der DB. Hier
erläutert er
die Infotafeln, welche recht anschaulich das Konzept der neuen
Züge
darstellen.
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In den Innenräumen werden die
aktuellen Normen vollständig umgesetzt, wobei man dennoch immer
wieder
staunt, in welchem Fluss die Normen trotz der schon langjährigen
Umsetzung der Barrierefreiheit sind. Neueste Errungenschaft sind die
Auffindetöne für die Türen, welche ständig
Töne von sich geben, wenn
sie freigegeben sind. Jeder selbsttätige Schließ- und
Öffnungsvorgang
wird akustisch mitgeteilt. Gleichzeitig werden andere Neufahrzeuge in
Betrieb genommen, deren Türen in selbsttätiger Steuerung
geräuschlos
arbeiten, nur im Tempo des Türschließens jüngst
reduziert wurden. Wie
simpel waren einst doch die Stadtbahner gestrickt, wo es schlicht plopp
und rumms machte...
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In den Mehrzweckabteilen soll
künftig die eigentlich menschlich logische Reihenfolge der
Prioritäten
betont werden, ein inzwischen wohl nötiger Akt. Die Farbe der
Beschriftungen ändert sich in der Serie von orange auf gelb. Die
Position der Notrufsäulen ändert sich ebenfalls noch in
Richtung der
vorgesehenen Rolliparkposition. Als Innovation in Richtung S-Bahn 3.0
wird überlegt zu den Notrufeinrichtungen im Zuge durch spezielle
Apps
in Verbindung mit den vorgesehenen WLAN-Systemen stille Alarme vom
Handy aus zu ermöglichen. Man merkt, die Zeit bleibt auch bei den
Notrufsystemen nicht stehen.
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Die Sitzpolster sind künftig
klassisches DBM-Design, die Beleuchtung übernehmen LED-Lichter. An
den
Seiten werden TFT/LED-Anzeiger eingelassen, die die aktuellen
Anschlüsse in Echtzeit anzeigen sollen.
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Klassischer Fahrgastbereich.
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Die Barrierefreiheit
äußert sich
nicht nur in akustischer Beschallung, gut zu sehen sind auch die
visuellen Hilfsmaßnahmen zum Auffinden der Türen. Immerhin
wurde die
Metallkante hin zum Trittblech als ganz analoge Barrierefalle erkannt
und soll gegen eine abgeschrägte Version ohne Kante ersetzt werden.
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Klassisch der Führerraum – in
Zeiten von Crashnormen fast ungewöhnlich weit vorne, die
TSI-Normen für
den Kollisionsschutz sind je nach Verkehrsnetz abgestuft.
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Bevor der Vorhang fällt noch
ein
letztes Foto auf den neuen Berliner S-Bahnzug, an dessen Gesicht man
sich erst noch gewöhnen muss. Der S-Bahn Berlin auf jeden Fall ein
herzlicher Dank für diese Veranstaltung auf einer erfreulich
sachorientierten Ebene mit nur wenig Marketing.
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Fotos
in Google Earth |
©
2017 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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