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Sonnabend, 24. März
2018
– Mit dem ersten Serien-628 ins Technikmuseum
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Heute hieß es früh aus
dem Haus, eine nicht alltägliche Leistung im Bild festhalten. Am
letzten Tag vor der Sommerzeit sollte gegen 7.10 Uhr der 628 201 auf
seiner ersten öffentlichen Sonderfahrt durch Ahrensburg rollen.
Die Zeiten ändern sich, einst moderne Züge gehören heute
zum alten Eisen. Die ersten Züge der BR 628.2 sind nun über
30 Jahre alt, Barrierefreiheit und Klimatisierung waren in den 1980er
Jahre noch Fremdwörter im Nahverkehr. Über 460
Serienfahrzeuge der BR 628 wurden gebaut und waren lange Jahre im
Nahverkehr allgegenwärtig. Inzwischen sind die
meisten dieser Fahrzeuge durch Neubaufahrzeuge ersetzt und stehen in
großen Stückzahlen zum Verkauf abgestellt.
Der erste Serien 628, der 628/928 201, wurde 2015 vom DB Museum
übernommen und zunächst dem Standort Koblenz-Lützel
zugeteilt, ehe der Triebwagen 2016 leihweise an den Verein Historische Eisenbahnfahrzeuge Lübeck
e. V. (HEL) abgegeben wurde, welcher ihn 2017 in die
ursprüngliche Farbgebung lichtgrau/türkis lackierte. Heute
wurde das Fahrzeug erstmals für eine öffentliche Sonderfahrt
eingesetzt, die den Triebwagen zum Deutschen
Technikmuseum (DTM) nach Berlin führte. Hier
durchfährt der Zug als DPE 24052 den Hp Ahrensburg-Gartenholz.
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Nachdem das Licht in Ahrensburg
noch unterirdisch war, bestand nach einem Hochrechnen die Chance, den
628/928 201 auf seiner Fahrt nach Berlin noch einmal im Berliner Raum
ablichten zu können. Die Fahrt sollte via Berliner Außenring
zum Bf Südkreuz führen. Eine Erkundung mittels
Satellitenfotos ließ im Bf Priort ein potentielles Motiv
vermuten. Hier machte sich die mitgeführte Höhe bezahlt –
ohne Höhe wäre das Motiv nicht möglich gewesen. 928 201
rollt inmitten eines Sonnen-/Wolkenkrimis in schneller Fahrt gen Teltow.
Die Wirkung der 1987 mit den fabrikneuen 628.2 eingeführten
Farbgebung der künftigen Regional(schnell)bahnen lässt sich
auf dieser Aufnahme gut nachvollziehen – der Nahverkehr der DB in der
Fläche kannte bis dato meist nur rote Schienenbusse,
Akkutriebwagen und Loks der Reihe V100 mit zwei oder drei Silberlingen.
Da wirkte diese Erscheinung wie aus einer anderen Zeit – und tut es
heute auch wieder...
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Für ein Foto bei Vorbeifahrt
des Zuges an der Monumentenhalle, dem Depot des DTM, reichte die Zeit
haarscharf nicht mehr. Der 628 201 rangiert auf der Anschlussbahn des
DTM durch den Flaschenhalspark, um den Museumsbahnsteig zu erreichen.
Links rollt auf der bis 2006
wiederaufgebauten Anhalter Bahn
der aktuelle Nahverkehr der DB. Der helle Sandfleck rechts im
Hintergrund war bis zum Sommer 2017 der Standort des Stellwerks
Agb (Anhalter Güterbahnhof Bude),
welches nun abgerissen ist. 2011
sah die Szenerie hier noch verträumt aus, als der Flaschenhalspark
zu den
Yorckbrücken noch nicht angelegt war.
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Am Museumsbahnsteig des DTM steht
der 928 201, rechts der Lokschuppen des früheren Bahnbetriebswerks
Anhalter Bahnhof (Bw Berlin Ahb).
Wo hier der 628/928 201 steht, war bis Anfang
der 1950er Jahre das Gleisfeld des Anhalter Güterbahnhofs. 1952
mit Stilllegung der Berliner Kopfbahnhöfe versanken die Anlagen
für viele Jahre im Dornröschenschlaf.
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Ein Erlass des preußischen
Eisenbahnministers Hermann von Budde an die Dienststellen der
Eisenbahnen sorgte ab 1904 dafür, dass Gegenstände die
für die Ausstattung eines Eisenbahnmuseums geeignet erschienen,
gesammelt wurden. Am 14. Dezember 1906 eröffnete im
Empfangsgebäude des Hamburger
Bahnhofs in Berlin das
Königliche Verkehrs- und Baumuseum (VBM). 1932 kam die pr.
T0 1907 HANNOVER hinzu, die nach ihrer Ausmusterung bei der K.P.E.V. um das Jahr 1922 bei einer
Konservenfabik in Raunheim weitergenutzt wurde.
Die Lok wurde vor der Ausstellung im Verkehrs- und Baumuseum wieder als
Länderbahnlok hergerichtet und war nach dem Krieg rund 40 Jahre
nicht zugänglich, da das Museum der Deutschen
Reichsbahn unterstand –
welche
das Museum aber nicht öffnete. Erst 1984 mit der Übergabe der
S-Bahnbetriebsrechte an die BVG wurde auch das Museum dem Westberliner
Senat übergeben.
Wesentliche Teile der Sammlung aus dem VBM zogen ab 1987 in die
wiederaufgebauten Rundhäuser I und Ia des seit 1952 als
eigenständige Dienststelle aufgelösten
Bahnbetriebswerks Anhalter Bahnhof ein.
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Als Vertreter des Ursprungs der
Eisenbahn in Deutschland ist ein 1912 bei Borsig erstellter Nachbau der
ersten in
Deutschland konstruierten und gebauten Lokomotive, der BEUTH, im DTM
ausgestellt. Die BEUTH wurde 1844 auf der Berliner Gewerbeausstellung
gezeigt, anschließend von der Berlin-Anhaltischen
Eisenbahn eingesetzt und 1864 ausgemustert.
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Werner von Siemens baute die
erste elektrische Lokomotive der Welt. Die Maschine entstand 1879 als
Demonstrationsobjekt für die Berliner Gewerbeausstellung und wurde
dort eingesetzt. In den Folgejahren betrieb Werner von
Siemens mit Nachdruck und Erfolg die Einführung von
elektrischen Bahnen in
Deutschland.
Ein Nachbau von 1981 ist im DTM zu
sehen, das
Original ist im Deutschen Museum
in München ausgestellt.
Dahinter ein 1856 gebauter Revisionswagen der Oberschlesischen Schmalspurbahn (OSE),
welcher aus dem VBM übernommen werden konnte.
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Legendär sind die
Drehstromversuchsfahrten ab 1901 auf der Militärbahn zwischen
Marienfelde und Zossen, auf der eine 23 Kilometer lange, dreipolige
Fahrleitung mit 10 kV und 50 Hz Spannung errichtet wurde. 1903 wurden
mit dem
AEG-Versuchstriebwagen 210,2 km/h erreicht – Weltrekord auf Schienen.
Die Siemens-Versuchslok von 1901 wurde nach Beendigung des Projekts
geteilt, eine Hälfte kam als Lok 3 zur Siemens-Güterbahn in Berlin,
wo
sie noch bis in die 1980er Jahre eingesetzt wurde und heute im DTM
ausgestellt ist. Die andere Hälte wurde 1922 von der Lokalbahn Aktien-Gesellschaft (LAG) zur
LAG 4 umgebaut und erhielt 1934 einen neuen Kasten, mit dem die
spätere
E69 04 noch heute in Murnau als Denkmallok steht.
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Die LAG setzte früh auf
elektrischen Betrieb und beschaffte 1899
fünf elektrische Triebwagen (LAG
501-505), die mit 750V Gleichspannung betrieben wurden und auf
der Isartalbahn bzw. der Lokalbahn Bad Aibling–Feilnbach
eingesetzt
wurden. Die Triebwagen verkehrten bis 1959 auf den Strecken, bis die
Strecken umelektrifiziert oder stillgelegt wurden. Der ET 183 05 kam
auf die Bahnstrecke Meckenbeuren – Tettnang und wurde dort noch bis
1962 (Aufgabe des elektrischen
Betriebes) eingesetzt, danach war
er lange im Stuttgarter Raum
hinterstellt.
Die fehlenden Scheiben wurden leider nie ersetzt – das DTM bewahrt die
Fahrzeuge traditionell so, wie sie das Museum erreichen.
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Im zweiten Lokschuppen des DTM
finden sich die neueren Exponate des DTM – so auch die V200 018, welche
nach Ausmusterung bei der DB zu einem Schrotthändler in Amberg
kam, ehe
1987 die Regentalbahn diverse
Loks der Reihe V200.0 für eine mögliche
Aufarbeitung und Verkauf ins Ausland übernahm. Die V200 018 wurde
für
das damals als Museum für
Verkehr und Technik (MVT)
firmierende Museum aufgearbeitet. Einseitig erhielt die Lok dabei einen
Glasboden, durch den man auf das Getriebe der Lok sehen kann.
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Der 1954 von MAN in Nürnberg
gebaute "Nebenbahnretter" 795 465 wurde 1980 abgestellt, an das MVT
abgegeben und befindet sich seit 1986 in der Sammlung des Museums.
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Aus der ab
1935 gebauten E-Lokreihe
E18 entwickelte die Deutsche Reichsbahn bis 1938 eine
Schnellfahrvariante, die als E19 bezeichnet wurde. Die Loks sollten bis
zu 180 km/h erreichen (konstruktiv
waren sogar 225 km/h vorgesehen) und wurden zur ohnehin
windschnittigen Form noch zusätzlich verkleidet. Die vier Loks
wurden
von der damaligen Prophaganda einschlägig genutzt und waren der
Stolz
der Reichsbahn.
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Die in den 1970er bzw. 1980er
Jahren in den Auslieferungszustand zurückversetzten Loks E19 01
und E19
11 erhielten dabei auch die damaligen Hoheitszeichen, welche in
Deutschland nur im Zusammenhang mit der Darstellung der Geschichte
gezeigt werden dürfen. Lange Jahre waren die Hakenkreuze
abgedeckt,
einige Jahre war die E19 11 in Nürnberg mit offenem "Pleitegeier"
ausgestellt.
Diese Praxis wurde in Nürnberg vor einiger Zeit beendet, nachdem
sich
einschlägige Personen vor der Lok fotografierten und die Fotos
entsprechend nutzten. Die Nürnberger Lok ziert seitdem eine plumpe
Holzplatte als Abdeckung.
Im DTM wird die E19 01 auf einer Seite mit dem "Pleitegeier" gezeigt,
wobei hier der Kontext der Darstellung deutlich betont ist.
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Die zweimotorigen
Elektrolokomotiven EG 511 bis EG 537 der Preußischen Staatseisenbahnen
gehörten zu den ersten in Serie gebauten E-Loks in Deutschland und
waren für den Einsatz in Mitteldeutschland vorgesehen, wo sie sich
hervorragend bewährten. Die DB setzte die letzten Lokomotiven noch
bis
1958 – zuletzt meist auf der Wiesen- und Wehratalbahn – ein. Die letzte
noch bei der DB eingesetzte Lok, die E71 28, wurde dem künftigen
Berliner Verkehrsmuseum versprochen, wohin die Lok mit Eröffnung
des
wiederaufgebauten Lokschuppens auch kam. Für das Verkehrsmuseum
Nürnberg wurde danach die zuletzt nur noch als Wrack erhaltene E71
19
aufgearbeitet, die Lok steht heute im Museum Koblenz-Lützel.
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Ebenfalls aus den Beständen
des
Verkehrs- und Baumuseums stammt das Modell eines Stadtbahner-Kopfes.
Die
Oberwagenlaternen stammen von Wagen der1932 gebauten Bauart
Wannseebahn.
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Spontan fuhr der 628/928 201 der
Lübecker für eine kleine Fotosession in den Park am Gleisdreieck. Der Ostpark
wurde 2011 eröffnet, nachdem die Anlagen nach der
Stilllegung der Berliner Kopfbahnhöfe lange Jahre brach lagen.
Heute ist
es nicht mehr vorstellbar, dass sich hier der Anhalter Güterbahnhof
rund 400 Meter in die Breite zog und ca. 50 nebeneinanderliegende
Gleise besaß.
Zwei Gleise führen heute noch durch den Park und verbinden das DTM
mit
der Monumentenhalle bzw. dem Netz der Deutschen
Bahn AG. Einmal im Jahr
wird an Sonntagen im September auf der Anschlussbahn des Museums
Personenverkehr zwischen den beiden Standorten des DTM angeboten. Im
Hintergrund sind Teile der früheren Güterschuppen
erhalten, im
hinteren Bereich seit 1943 kriegszerstört, nie wieder aufgebaut
und heute dem DTM zugehörig.
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Bis einschließlich zu den
Neubauten des Möckernkiezes
links erstreckten sich früher die Anlagen des Anhalter
Güterbahnhofs. Der 928 201 fährt wieder in Richtung DTM und
passiert
einen der auffällig markierten Wegübergänge.
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Vor dem Neubau für die Themen
Luftfahrt und Schifffahrt steht der 628/928 201. Das 2016/17
aufgearbeitete
Fahrzeug hat noch bis Dezember 2018 HU-Frist, danach steht
eine neue Hauptuntersuchung an. Den Lübecker Museumseisenbahnern
ist zu
wünschen, dass diese HU realisiert werden kann – auch die V200 007
steht
im Sommer 2018 zur Hauptuntersuchung an.
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Zum Abschluss der Berlin-Tour ging
es noch an die Linie U5, auf welcher seit Ende 2017 auch
Kleinprofilzüge der Reihe IK17 von Stadler
zum Einsatz kommen, um den
Wagenmangel im Großprofil zu lindern. Auf der im 10-Minutentakt
bedienten Außenstrecke nach Hönow kam leider nur ein
IK-Umlauf zum
Einsatz, so dass immer eine Stunde Pause zwischen den IK-Fahrten war.
Bei Spotbeleuchtung verlässt der H-Zug 5044 den Bhf Hellersdorf
mit
Ziel Frankfurter Allee.
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Die Sonne hat sich tief im Schlonz
versteckt, als der Kleinprofil-Umlauf mit dem Zug 1031 an der Spitze in
den Bhf Louis-Lewin-Straße einfährt. Derzeit können
maximal fünf
Umläufe mit den IK17-Zügen gebildet werden – sollte sich die BVG
gegenüber SIEMENS im
Nachprüfungsverfahren zur Auftragsvergabe von
weiteren IK-Zügen durchsetzen, werden in ca. drei Jahren praktisch
alle
Umläufe auf der dann bis zum Hauptbahnhof verlängerten U5 von
Kleinprofilfahrzeugen bedient werden.
Erst wenn in rund sechs Jahren die ausgeschriebenen Züge der Reihe
J
auf die Schiene kommen, werden die IK-Züge zurückgebaut – was
die
Entfernung der Blumenbretter 2.0
und Tieferlegung der Wagenkästen
umfassen wird – und im Kleinprofilnetz der U-Bahn eingesetzt.
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Fotos
in Google Earth |
©
2018 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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