Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember




1 2 3 4
5 6 7 8 9 10 11
12 13 14 15 16 17 18
19 20 21 22 23 24 25
26 27 28 29 30 31








8. März – Bundesbahnklassiker
14. März – Anders als man denkt
15. März – Mit dem T-Wagen in den Ruhestand
22. März – Nun flixt es auch auf der Schiene
24. März – Mit dem ersten Serien-628 ins Technikmuseum
29. März – Graue Mauritius für Israel im Einsatz





Sonnabend, 24. März 2018 – Mit dem ersten Serien-628 ins Technikmuseum

628 201

Heute hieß es früh aus dem Haus, eine nicht alltägliche Leistung im Bild festhalten. Am letzten Tag vor der Sommerzeit sollte gegen 7.10 Uhr der 628 201 auf seiner ersten öffentlichen Sonderfahrt durch Ahrensburg rollen. Die Zeiten ändern sich, einst moderne Züge gehören heute zum alten Eisen. Die ersten Züge der BR 628.2 sind nun über 30 Jahre alt, Barrierefreiheit und Klimatisierung waren in den 1980er Jahre noch Fremdwörter im Nahverkehr. Über 460 Serienfahrzeuge der BR 628 wurden gebaut und waren lange Jahre im Nahverkehr allgegenwärtig. Inzwischen sind die meisten dieser Fahrzeuge durch Neubaufahrzeuge ersetzt und stehen in großen Stückzahlen zum Verkauf abgestellt.
Der erste Serien 628, der 628/928 201, wurde 2015 vom DB Museum übernommen und zunächst dem Standort Koblenz-Lützel zugeteilt, ehe der Triebwagen 2016 leihweise an den Verein Historische Eisenbahnfahrzeuge Lübeck e. V. (HEL) abgegeben wurde, welcher ihn 2017 in die ursprüngliche Farbgebung lichtgrau/türkis lackierte. Heute wurde das Fahrzeug erstmals für eine öffentliche Sonderfahrt eingesetzt, die den Triebwagen zum Deutschen Technikmuseum (DTM) nach Berlin führte. Hier durchfährt der Zug als DPE 24052 den Hp Ahrensburg-Gartenholz.

928 201

Nachdem das Licht in Ahrensburg noch unterirdisch war, bestand nach einem Hochrechnen die Chance, den 628/928 201 auf seiner Fahrt nach Berlin noch einmal im Berliner Raum ablichten zu können. Die Fahrt sollte via Berliner Außenring zum Bf Südkreuz führen. Eine Erkundung mittels Satellitenfotos ließ im Bf Priort ein potentielles Motiv vermuten. Hier machte sich die mitgeführte Höhe bezahlt – ohne Höhe wäre das Motiv nicht möglich gewesen. 928 201 rollt inmitten eines Sonnen-/Wolkenkrimis in schneller Fahrt gen Teltow.
Die Wirkung der 1987 mit den fabrikneuen 628.2 eingeführten Farbgebung der künftigen Regional(schnell)bahnen lässt sich auf dieser Aufnahme gut nachvollziehen – der Nahverkehr der DB in der Fläche kannte bis dato meist nur rote Schienenbusse, Akkutriebwagen und Loks der Reihe V100 mit zwei oder drei Silberlingen. Da wirkte diese Erscheinung wie aus einer anderen Zeit – und tut es heute auch wieder...

628 201

Für ein Foto bei Vorbeifahrt des Zuges an der Monumentenhalle, dem Depot des DTM, reichte die Zeit haarscharf nicht mehr. Der 628 201 rangiert auf der Anschlussbahn des DTM durch den Flaschenhalspark, um den Museumsbahnsteig zu erreichen. Links rollt auf der bis 2006 wiederaufgebauten Anhalter Bahn der aktuelle Nahverkehr der DB. Der helle Sandfleck rechts im Hintergrund war bis zum Sommer 2017 der Standort des Stellwerks Agb (Anhalter Güterbahnhof Bude), welches nun abgerissen ist. 2011 sah die Szenerie hier noch verträumt aus, als der Flaschenhalspark zu den Yorckbrücken noch nicht angelegt war.
928 201

Am Museumsbahnsteig des DTM steht der 928 201, rechts der Lokschuppen des früheren Bahnbetriebswerks Anhalter Bahnhof (Bw Berlin Ahb). Wo hier der 628/928 201 steht, war bis Anfang der 1950er Jahre das Gleisfeld des Anhalter Güterbahnhofs. 1952 mit Stilllegung der Berliner Kopfbahnhöfe versanken die Anlagen für viele Jahre im Dornröschenschlaf.
T0 1907 HANNOVER

Ein Erlass des preußischen Eisenbahnministers Hermann von Budde an die Dienststellen der Eisenbahnen sorgte ab 1904 dafür, dass Gegenstände die für die Ausstattung eines Eisenbahnmuseums geeignet erschienen, gesammelt wurden. Am 14. Dezember 1906 eröffnete im Empfangsgebäude des Hamburger Bahnhofs in Berlin das Königliche Verkehrs- und Baumuseum (VBM). 1932 kam die pr. T0 1907 HANNOVER hinzu, die nach ihrer Ausmusterung bei der K.P.E.V. um das Jahr 1922 bei einer Konservenfabik in Raunheim weitergenutzt wurde.
Die Lok wurde vor der Ausstellung im Verkehrs- und Baumuseum wieder als Länderbahnlok hergerichtet und war nach dem Krieg rund 40 Jahre nicht zugänglich, da das Museum der Deutschen Reichsbahn unterstand – welche das Museum aber nicht öffnete. Erst 1984 mit der Übergabe der S-Bahnbetriebsrechte an die BVG wurde auch das Museum dem Westberliner Senat übergeben.
Wesentliche Teile der Sammlung aus dem VBM zogen ab 1987 in die wiederaufgebauten Rundhäuser I und Ia des seit 1952 als eigenständige Dienststelle aufgelösten Bahnbetriebswerks Anhalter Bahnhof ein.

BEUTH

Als Vertreter des Ursprungs der Eisenbahn in Deutschland ist ein 1912 bei Borsig erstellter Nachbau der ersten in Deutschland konstruierten und gebauten Lokomotive, der BEUTH, im DTM ausgestellt. Die BEUTH wurde 1844 auf der Berliner Gewerbeausstellung gezeigt, anschließend von der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn eingesetzt und 1864 ausgemustert.
Erste E-Lok von Siemens

Werner von Siemens baute die erste elektrische Lokomotive der Welt. Die Maschine entstand 1879 als Demonstrationsobjekt für die Berliner Gewerbeausstellung und wurde dort eingesetzt. In den Folgejahren betrieb Werner von Siemens mit Nachdruck und Erfolg die Einführung von elektrischen Bahnen in Deutschland.
Ein Nachbau
von 1981 ist im DTM zu sehen, das Original ist im Deutschen Museum in München ausgestellt. Dahinter ein 1856 gebauter Revisionswagen der Oberschlesischen Schmalspurbahn (OSE), welcher aus dem VBM übernommen werden konnte.
Erste Drehstromversuchslok

Legendär sind die Drehstromversuchsfahrten ab 1901 auf der Militärbahn zwischen Marienfelde und Zossen, auf der eine 23 Kilometer lange, dreipolige Fahrleitung mit 10 kV und 50 Hz Spannung errichtet wurde. 1903 wurden mit dem AEG-Versuchstriebwagen 210,2 km/h erreicht – Weltrekord auf Schienen.
Die Siemens-Versuchslok von 1901 wurde nach Beendigung des Projekts geteilt, eine Hälfte kam als Lok 3 zur Siemens-Güterbahn in Berlin, wo sie noch bis in die 1980er Jahre eingesetzt wurde und heute im DTM ausgestellt ist. Die andere Hälte wurde 1922 von der Lokalbahn Aktien-Gesellschaft (LAG) zur LAG 4 umgebaut und erhielt 1934 einen neuen Kasten, mit dem die spätere E69 04 noch heute in Murnau als Denkmallok steht.
ET183 05

Die LAG setzte früh auf elektrischen Betrieb und beschaffte 1899 fünf elektrische Triebwagen (LAG 501-505), die mit 750V Gleichspannung betrieben wurden und auf der Isartalbahn bzw. der Lokalbahn Bad Aibling–Feilnbach eingesetzt wurden. Die Triebwagen verkehrten bis 1959 auf den Strecken, bis die Strecken umelektrifiziert oder stillgelegt wurden. Der ET 183 05 kam auf die Bahnstrecke Meckenbeuren – Tettnang und wurde dort noch bis 1962 (Aufgabe des elektrischen Betriebes) eingesetzt, danach war er lange im Stuttgarter Raum hinterstellt. Die fehlenden Scheiben wurden leider nie ersetzt – das DTM bewahrt die Fahrzeuge traditionell so, wie sie das Museum erreichen.
V200 018

Im zweiten Lokschuppen des DTM finden sich die neueren Exponate des DTM – so auch die V200 018, welche nach Ausmusterung bei der DB zu einem Schrotthändler in Amberg kam, ehe 1987 die Regentalbahn diverse Loks der Reihe V200.0 für eine mögliche Aufarbeitung und Verkauf ins Ausland übernahm. Die V200 018 wurde für das damals als Museum für Verkehr und Technik (MVT) firmierende Museum aufgearbeitet. Einseitig erhielt die Lok dabei einen Glasboden, durch den man auf das Getriebe der Lok sehen kann.
795 465

Der 1954 von MAN in Nürnberg gebaute "Nebenbahnretter" 795 465 wurde 1980 abgestellt, an das MVT abgegeben und befindet sich seit 1986 in der Sammlung des Museums.
E19 01

Aus der ab 1935 gebauten E-Lokreihe E18 entwickelte die Deutsche Reichsbahn bis 1938 eine Schnellfahrvariante, die als E19 bezeichnet wurde. Die Loks sollten bis zu 180 km/h erreichen (konstruktiv waren sogar 225 km/h vorgesehen) und wurden zur ohnehin windschnittigen Form noch zusätzlich verkleidet. Die vier Loks wurden von der damaligen Prophaganda einschlägig genutzt und waren der Stolz der Reichsbahn.
Pleitegeier

Die in den 1970er bzw. 1980er Jahren in den Auslieferungszustand zurückversetzten Loks E19 01 und E19 11 erhielten dabei auch die damaligen Hoheitszeichen, welche in Deutschland nur im Zusammenhang mit der Darstellung der Geschichte gezeigt werden dürfen. Lange Jahre waren die Hakenkreuze abgedeckt, einige Jahre war die E19 11 in Nürnberg mit offenem "Pleitegeier" ausgestellt.
Diese Praxis wurde in Nürnberg vor einiger Zeit beendet, nachdem sich einschlägige Personen vor der Lok fotografierten und die Fotos entsprechend nutzten. Die Nürnberger Lok ziert seitdem eine plumpe Holzplatte als Abdeckung.
Im DTM wird die E19 01 auf einer Seite mit dem "Pleitegeier" gezeigt, wobei hier der Kontext der Darstellung deutlich betont ist.
E71 28

Die zweimotorigen Elektrolokomotiven EG 511 bis EG 537 der Preußischen Staatseisenbahnen gehörten zu den ersten in Serie gebauten E-Loks in Deutschland und waren für den Einsatz in Mitteldeutschland vorgesehen, wo sie sich hervorragend bewährten. Die DB setzte die letzten Lokomotiven noch bis 1958 – zuletzt meist auf der Wiesen- und Wehratalbahn – ein. Die letzte noch bei der DB eingesetzte Lok, die E71 28, wurde dem künftigen Berliner Verkehrsmuseum versprochen, wohin die Lok mit Eröffnung des wiederaufgebauten Lokschuppens auch kam. Für das Verkehrsmuseum Nürnberg wurde danach die zuletzt nur noch als Wrack erhaltene E71 19 aufgearbeitet, die Lok steht heute im Museum Koblenz-Lützel.
Stadtbahnermodell

Ebenfalls aus den Beständen des Verkehrs- und Baumuseums stammt das Modell eines Stadtbahner-Kopfes. Die Oberwagenlaternen stammen von Wagen der1932 gebauten Bauart Wannseebahn.
628 201

Spontan fuhr der 628/928 201 der Lübecker für eine kleine Fotosession in den Park am Gleisdreieck. Der Ostpark wurde 2011 eröffnet, nachdem die Anlagen nach der Stilllegung der Berliner Kopfbahnhöfe lange Jahre brach lagen. Heute ist es nicht mehr vorstellbar, dass sich hier der Anhalter Güterbahnhof rund 400 Meter in die Breite zog und ca. 50 nebeneinanderliegende Gleise besaß.
Zwei Gleise führen heute noch durch den Park und verbinden das DTM mit der Monumentenhalle bzw. dem Netz der Deutschen Bahn AG. Einmal im Jahr wird an Sonntagen im September auf der Anschlussbahn des Museums Personenverkehr zwischen den beiden Standorten des DTM angeboten. Im Hintergrund sind Teile der früheren Güterschuppen erhalten, im hinteren Bereich seit 1943 kriegszerstört, nie wieder aufgebaut und heute dem DTM zugehörig.
928 201

Bis einschließlich zu den Neubauten des Möckernkiezes links erstreckten sich früher die Anlagen des Anhalter Güterbahnhofs. Der 928 201 fährt wieder in Richtung DTM und passiert einen der auffällig markierten Wegübergänge.
628 201

Vor dem Neubau für die Themen Luftfahrt und Schifffahrt steht der 628/928 201. Das 2016/17 aufgearbeitete Fahrzeug hat noch bis Dezember 2018 HU-Frist, danach steht eine neue Hauptuntersuchung an. Den Lübecker Museumseisenbahnern ist zu wünschen, dass diese HU realisiert werden kann – auch die V200 007 steht im Sommer 2018 zur Hauptuntersuchung an.
H97 5044

Zum Abschluss der Berlin-Tour ging es noch an die Linie U5, auf welcher seit Ende 2017 auch Kleinprofilzüge der Reihe IK17 von Stadler zum Einsatz kommen, um den Wagenmangel im Großprofil zu lindern. Auf der im 10-Minutentakt bedienten Außenstrecke nach Hönow kam leider nur ein IK-Umlauf zum Einsatz, so dass immer eine Stunde Pause zwischen den IK-Fahrten war. Bei Spotbeleuchtung verlässt der H-Zug 5044 den Bhf Hellersdorf mit Ziel Frankfurter Allee.
IK17 1031

Die Sonne hat sich tief im Schlonz versteckt, als der Kleinprofil-Umlauf mit dem Zug 1031 an der Spitze in den Bhf Louis-Lewin-Straße einfährt. Derzeit können maximal fünf Umläufe mit den IK17-Zügen gebildet werden – sollte sich die BVG gegenüber SIEMENS im Nachprüfungsverfahren zur Auftragsvergabe von weiteren IK-Zügen durchsetzen, werden in ca. drei Jahren praktisch alle Umläufe auf der dann bis zum Hauptbahnhof verlängerten U5 von Kleinprofilfahrzeugen bedient werden.
Erst wenn in rund sechs Jahren die ausgeschriebenen Züge der Reihe J auf die Schiene kommen, werden die IK-Züge zurückgebaut – was die Entfernung der Blumenbretter 2.0 und Tieferlegung der Wagenkästen umfassen wird – und im Kleinprofilnetz der U-Bahn eingesetzt.
Fotos in Google Earth © 2018 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben