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Donnerstag, 7. Oktober 2021
– Rübensaison mit Bundesbahngroßdiesel
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In
Schleswig-Holstein sind bunte Loks der Baureihe 218 verschiedener
Eigentümer in Diensten der DB seit einigen Jahren Alltag, nur
purpurrote Loks der BR 218 fehlen in der Vielfalt im Norden noch. Im
Nachbarland Mecklenburg-Vorpommern sind dagegen bis Anfang Dezember
2021 zwei purpurrote Loks der Lokfamilie V160 heimisch.
Während in Deutschland der Rübentransport auf der Schiene Ende
1993 noch von der Deutschen Bundesbahn aufgegeben wurde, setzt die
Schweiz im Bereich von Entfernungen von über rd. 30 Kilometer bis heute
auf den Rübentransport auf der Schiene. Mit der 215 001 und 216 221 der Internationale Gesellschaft für Eisenbahnverkehr IGE GmbH & Co. KG (IGE) aus Hersbruck kommen zwei Loks der V160-Familie vor Ganzzügen des Zuckerrübenverkehrs in die Schweiz zum Einsatz.
Üblicherweise verkehren die Rübenzüge von Wismar in die Schweiz zur Weiterverarbeitung bei der Schweizer Zucker AG in Frauenfeld direkt
über elektrifizierte Trassen, durch die Bauarbeiten auf der
Strecke Hamburg – Berlin verkehren die in Wismar startenden Züge der Rübenkampagne
2021 zunächst nach Lübeck, wo sie in Vorwerk auf
E-Lok umgespannt werden.
Die 216 224 der IGE wurde jüngst schadhaft, so dass derzeit nur
die 215 001 zur Verfügung steht. Daher muss der beladene Vollzug
aus Eaos-Wagen nach
Lübeck bis zur Reparatur der 216 221 in zwei Teilen gefahren
werden. Hier passiert die 215 001 auf der
Rückfahrt von Lübeck nach Wismar die Brücke bei Quaal, um in Wismar den zweiten Zugteil zu
holen.
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Seit 2015 verkehren auf der Strecke Lübeck - Bad Kleinen (– Güstrow – Szczecin) LINT41
der BR 623, Güterverkehr findet unregelmäßig
statt. 623 017 passiert mit 623 019 als RE13089 nach Bad Kleinen die aufgrund Baufälligkeit
für jeglichen Autoverkehr gesperrte Brücke bei Quaal.
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Wenn zwei Zugteile verkehren und der erste Zugteil gesehen wurde, ist
das Warten auf den zweiten Zugteil in der Regel entspannt. Der Bezug
der westlichen Einfahrt in Grevesmühlen war entsprechend eine
sichere Sache – Licht bis zum Sonnenuntergang und der Sonnenwinkel
passt bis „Licht aus“. Das Maisfeld mit seinem langen Schattenwurf war
wenige Tage zuvor abgeernet worden, fehlte nur der Zug. Zur
hochgerechneten Uhrzeit schloss sich der Bahnüberganq Questiner
Weg und der aufziehende Schlonz hatte der Sonne Platz gemacht. Mit
den rarer werdenden braunen Eaos-Wagen röhrt 215 001 durch
Grevesmühlen nach Lübeck.
Ein nahezu perfektes Konglomerat Technikgeschichte: Links im Hintergrund
hinter dem Erstling der Reihe V163 ein längst privat genutztes
Bahnwärterhaus. Ein ESTW hat in Grevesmühlen noch nicht
Einzug gehalten, das Einfahrsignal wurde nach 1993 aufgrund der
Funktion als Vorsignal um ein gelbes Dreieck ergänzt, wie es 1993
mit Einführung der Ks-Signale aufkam. Die Masten der
Telegraphenleitung stehen noch, die Einzeldrähte wurden aber vor Jahren
durch ein Kabel ersetzt.
Die 215 001 wurde am 5. Dezember 1968 bereits unter ihrer EDV-gerechten
Nummer 215 001 abgenommen und dem Bahnbetriebswerk Ulm zugeteilt. Mit
Aufteilung des Geschäftsbereichs Traktion der DB AG kam die Lok 1998 zum Nahverkehr der DB – mit Ende der dampfbeheizten Züge wurde die Lok 2001 an DB Cargo
abgegeben, wo die Lok zur 225 001 wurde und ihren Heizkessel verlor.
Nach drei Jahren Abstellung wurde die Lok zu Jahresanfang 2014 an die Railsystems RP GmbH
nach Gotha verkauft, welche die Lok wieder purpurrot lackierte und als
215 001 bezeichnete. Die NVR-Fahrzeugnummer lautet weiterhin 92 80 1225
001-7, ein Heizkessel wurde nicht wieder eingebaut. Im Zuge einer
Typenbereinigung kam die Lok im Mai 2019 zur IGE, die damit nun zwei
purpurrot lackierte Loks der V160-Familie im Güterverkehr einsetzt.
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Der
Rübentransport wenige Meter weiter westlich aus der Luft –
Rübenverkehre sicherten zu Bundesbahnzeiten so mancher sonst kaum
noch befahrenen Nebenbahn ein Überleben. Ende 1993 gab die DB
diese Verkehre aufgrund Unwirtschaftlichkeit auf. Zahllose E-Wagen
standen bis dahin rund neun Monate im Jahr in den
Rangierbahnhöfen auf den Abstellgleisen – „Nur für
Zuckerrüben“. Die Schweiz setzt auf Langstrecken noch auf den
Bahntransport, wobei der Anteil der Eisenbahn dort ebenfalls
rückläufig ist, zuletzt wurde bereits etwas mehr als die
Hälfte des Aufkommens auf der Straße gefahren.
Seit rund 30 Jahren werden statt der zweiachsigen E-Wagen die
vierachsigen Eaos-Wagen genutzt, hier ist derzeit ein
Generationswechsel auf offene Container auf flexibel nutzbaren
Tragwagen im Gange. 215 001 bespannt noch einen klassischen
Eaos-Wagenzug mit fast durchweg braun lackierten Wagen.
Im Norden Deutschlands wurden 2020 erstmals wieder regionale
Rübentransporte auf der Schiene nach Uelzen durchgeführt,
hierbei kamen allerdings altbrauchbare Container zum Einsatz, deren
Dach entfernt wurde. Üblicherweise hat der Rübentransport
Wismar – Frauenfeld ca. 40 Wagen, vollgeladen mit Zuckerrüben,
jeder Zug spart ca. 60 Lkw-Fahrten ein. Zusammen mit flexibel nutzbaren
Tragwagen ist es schwer vorzustellen, dass diese Verkehre in Zeiten des
Klimaschutzes nicht wirtschaftlich auf der Bahn gefahren werden
könnten.
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Fotos
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©
2021 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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